Pflegekräfte des britischen Gesundheitsdiensts NHS sind in den bisher größten Streik ihrer Geschichte getreten. In England demonstrieren damit noch bis morgen mehrere Zehntausend Beschäftigte für mehr Gehalt sowie bessere Arbeitsbedingungen.
Die Berufsvereinigung Royal College of Nursing fordert eine Lohnerhöhung, die deutlich über der Inflation von zuletzt gut 10 Prozent liegt. Erstmals streikten auch Rettungskräfte am selben Tag. Eine Grundversorgung ist nach Angaben der Gewerkschaften aber sichergestellt.
Die konservative Regierung hatte den Pflegekräften im vorigen Sommer eine Einmalzahlung von 1400 Pfund (1567 Euro) versprochen, das entspricht der BBC zufolge im Durchschnitt 4,75 Prozent mehr Lohn. Verhandlungen über weitere Erhöhungen schließt sie aber aus und warnt, eine inflationsgerechte Anhebung treibe die Verbraucherpreise nur weiter hoch.
Gesundheitsminister Steve Barclay kritisierte, der Streik schade den Patienten zu einer Zeit, in der sich der Gesundheitsdienst noch von den Folgen der Pandemie erhole. Millionen Menschen warten auf Routineeingriffe, Notfälle dauernd deutlich länger als vorgesehen. Die Regierung will mit einem umstrittenen Gesetz das Streikrecht für mehrere Berufsgruppen massiv einschränken und damit eine Grundversorgung etwa bei Rettungsdiensten sicherstellen.
In Wales war der NHS-Streik kurzfristig abgesagt worden, nachdem die Regionalregierung ihr Angebot nachgebessert hatte. Gesundheit ist im Vereinigten Königreich Sache der Regionalregierungen. Für den größten Landesteil England, der kein eigenes Parlament hat, entscheidet die Zentralregierung von Premierminister Rishi Sunak.
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