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El Salvador will weitere 30.000 Gangster fassen

Vor knapp einem Jahr hat die Regierung El Salvadors den Ausnahmezustand ausgerufen und den Banden den Kampf angesagt. Menschenrechtsorganisationen prangern unter anderem willkürliche Festnahmen an.

Mega-Haftanstalt
Namen »Zentrum zur Zwangsunterbringung von Terrorismus«: Der neue Gefängniskomplex Tecoluca - hier können bis zu 40.000 Gefangene gleich eingesperrt werden. Foto: Presidencia El Salvador
Namen »Zentrum zur Zwangsunterbringung von Terrorismus«: Der neue Gefängniskomplex Tecoluca - hier können bis zu 40.000 Gefangene gleich eingesperrt werden.
Foto: Presidencia El Salvador

Nach der Massenverlegung von Bandenmitgliedern in ein neues Mega-Gefängnis in El Salvador will die Regierung weitere 30.000 mutmaßliche Kriminelle festnehmen.

»Einige sind noch untergetaucht, andere haben das Land verlassen«, sagte Verteidigungsminister René Merino in einem Fernsehinterview. Im Kampf gegen die Banden wurde in dem mittelamerikanischen Land vor knapp einem Jahr der Ausnahmezustand ausgerufen. Etwa 65.000 mutmaßlichen Kriminellen wurden seitdem festgenommen. Der Auftrag sei erst dann erfüllt, wenn der letzte Gangster vor Gericht stehe, sagte Merino.

Die Regierung des konservativen Präsidenten Nayib Bukele hatte am Freitag in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion die ersten 2000 mutmaßlichen Gangmitglieder in das neue Hochsicherheitsgefängnis in Tecoluca, rund 75 Kilometer südöstlich der Hauptstadt San Salvador, gebracht. In einem von Bukele veröffentlichten Video war zu sehen, wie die Gefangenen mit gefesselten Handgelenken oder Füßen in weißen Shorts, barfuß und mit tätowierten Oberkörpern das Gefängnis rennend betreten mussten.

»Der Ausnahmezustand hat sich als das wirksamste Mittel im Kampf gegen die Banden erwiesen«, sagte Merino in der Sendung »Frente a Frente«. Um die Kriminalität zu bekämpfen, wurden in dem Land mit etwa sechs Millionen Einwohnern am 27. März vergangenen Jahres eine Reihe von Grundrechten eingeschränkt. Menschenrechtsorganisationen prangern willkürliche Festnahmen, Verletzungen des Rechts auf Rechtsbeistand und Todesfälle in Haft an. Den Umfragen zufolge sind die harten Maßnahmen gegen die Kriminalität dennoch in der Bevölkerung sehr beliebt. Der Zahl der Morde ist unter dem Ausnahmezustand nach offiziellen Angaben stark zurückgegangen.

© dpa-infocom, dpa:230227-99-764007/2