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Die Spitzenkandidaten bei der Wahl in Bremen

Ein Überblick der Spitzenkandidaten und -kandidatinnen der Bremen-Wahl in kurzen Porträts.

Wahlkampf SPD
Olaf Scholz (r.), Bundeskanzler, und Andreas Bovenschulte, Bürgermeister von Bremen und Spitzenkandidat der SPD. Foto: Sina Schuldt
Olaf Scholz (r.), Bundeskanzler, und Andreas Bovenschulte, Bürgermeister von Bremen und Spitzenkandidat der SPD.
Foto: Sina Schuldt

Wer führt künftig im kleinsten Bundesland die Regierung: Bleibt es bei Amtsinhaber Andreas Bovenschulte (SPD) oder übernimmt Herausforderer Frank Imhoff (CDU)? Und wer werden dann ihre politischen Partner sein?

SPD: Andreas Bovenschulte (57) regiert seit vier Jahren als Bürgermeister und Präsident des Senats im kleinsten Bundesland. Nach einer SPD-Wahlschlappe 2019 überließ er die Koalitionsverhandlungen mit Grünen und Linkspartei noch seinem Vorgänger Carsten Sieling. Dann griff der damalige Bürgermeister der Nachbargemeinde Weyhe in Niedersachsen nach dem Bremer Spitzenamt. Der promovierte Jurist, geboren 1965 in Hildesheim, war von 2010 bis 2013 auch Vorsitzender der SPD in Bremen; er gilt als Parteilinker. Seit seiner Jugend spielt Bovenschulte Gitarre, er hat Rockmusik gemacht und zitiert zu jeder Lebenslage passende Songtitel. Der etwa zwei Meter große Politiker mit Spitznamen Bovi ist Vater zweier erwachsener Töchter.

CDU: Frank Imhoff (54) ist eine Ausnahme in der Hansestadt mit ihrer Tradition von Seefahrern und Kaufleuten. Er ist gelernter Landwirt und betreibt mit seiner Familie in fünfter Generation einen Bauernhof im ländlichen Stadtteil Strom. Den Gang in den Kuhstall morgens und abends lässt er sich trotz politischer Termine nicht nehmen. Imhoff ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Der Bremischen Bürgerschaft gehört er seit 1999 an. Er war dort Vizepräsident und übernahm 2019 als erster Vertreter der CDU das Amt des Präsidenten. Imhoff tritt für eine CDU als moderne Großstadtpartei ein, die sich um Bildung, Integration und Klimaschutz kümmert.

Grüne: Maike Schaefer (51) war bis 2019 Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft. Dann erfüllte sie sich den Traum von der Regierung. Die promovierte Biologin übernahm das Großressort für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Zugleich wurde sie Stellvertreterin von Bürgermeister Bovenschulte. Ein Erfolg war das Aushandeln des Deutschlandtickets als Verhandlungsführerin der Länder. In Bremen sorgten ihre Radweg- und Straßenverkehrsexperimente für Unmut. Der Grünen-Basis und den Umweltverbänden wiederum kam die Senatorin nicht schnell genug voran. Schaefer stammt aus Schwalmstadt in Hessen, ist verheiratet, hat eine Tochter und imkert als Hobby.

Linkspartei: Kristina Vogt (57) ist zum vierten Mal Spitzenkandidatin ihrer Partei. Sie war Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, 2019 gelang der Rechtsanwaltsfachangestellten der Wechsel in den Senat. Als Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa überraschte Vogt alle, die einen wirtschaftsskeptischen Kurs erwarteten. Sie kam mit Unternehmen und Handelskammer zurecht, setzte sich für die Bremer Luft- und Raumfahrt genauso wie für die Lebensmittelbranche ein. Weniger sympathisch war der Wirtschaft die Ausbildungsabgabe von Rot-Grün-Rot. Vogt, Mutter eines erwachsenen Sohnes, gilt als bodenständig; in der Vergangenheit hat sie eine Kneipe geführt.

FDP: Thore Schäck (38) führt die Bremer Liberalen erstmals in einem Wahlkampf an. Er wurde in Delmenhorst geboren, studierte in Bremen und Bayreuth und führt ein eigenes Start-up-Unternehmen. Auch in der Wirtschaftspolitik setzt er auf einen Schub an Unternehmensgründungen in Bremen. Schäck war zu Beginn seiner politischen Laufbahn kurz Mitglied der SPD. Dann wechselte er zur FDP und machte dort rasch Karriere. 2019 zog er als Vorsitzender der Jungen Liberalen Bremen in die Bürgerschaft ein. 2020 übernahm er von Hauke Hilz das Amt des Landesvorsitzenden.

Bürger in Wut: Piet Leidreiter (58) führt die Liste der rechtspopulistischen Wählergruppierung Bürger in Wut (BiW) für die Stadt Bremen an; für Bremerhaven ist es deren Gründer Jan Timke (52). Leidreiter sieht sich als Wertkonservativer, dem die CDU zu weit nach links gerückt ist. In der Bundes-AfD war er Schatzmeister, zählte zum eurokritischen Flügel. Als dort extremistisch-nationalistische Kräfte stärker wurden, trat er 2015 aus. Seit 2017 ist der gebürtige Bremer Mitglied der BiW. Von 2015 bis 2019 gehörte er der Bürgerschaft an. Leidreiter führt die Steuerberatungskanzlei seiner Familie in Bremen. Seine Tochter kandidiert ebenfalls für die BiW.

© dpa-infocom, dpa:230514-99-682595/2