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Die »Joe-Show« : Biden verabschiedet sich von Irland

So etwas hat das beschauliche Städtchen Ballina im Westen Irlands noch nicht gesehen: US-Präsident Joe Biden nimmt dort vor Tausenden Menschen Abschied von der Grünen Insel.

Ballina
Eine Stadt im Biden-Fieber: In Ballina kündigen Pappaufsteller den Besuch des US-Präsidenten an. Foto: Christophe Ena
Eine Stadt im Biden-Fieber: In Ballina kündigen Pappaufsteller den Besuch des US-Präsidenten an.
Foto: Christophe Ena

Zum Abschluss seines Irlands-Besuchs ist US-Präsident Joe Biden im County Mayo im Nordwesten der Insel bejubelt worden. Biden besuchte die Gegend, aus der einige seiner Vorfahren stammten, am Freitag als letzte Station eines dreitägigen Aufenthalts. Einem Bericht der BBC zufolge weinte der 80-Jährige, als er in einem Marien-Wallfahrtsort dem Priester begegnete, der seinem 2015 gestorbenen Sohn Beau die letzte Ölung gegeben hatte.

In Ballina - einer Kleinstadt mit gerade einmal 10 000 Einwohnern - wollte sich Biden am Abend mit einer Rede verabschieden. Die Vorfreude war greifbar: »There's no show like the Joe show« (»Es gibt keine Show wie die Joe-Show«) stand auf einem Plakat an der Straße, die in den Ort führt. Tausende versammelten sich um die St.-Murdeachs-Kathedrale und an der Promenade am Fluss Moy.

Biden war am Mittwoch in Irland angekommen - weit mehr als ein offizieller Besuch mit politischen Gesprächen. Der US-Präsident machte sich auf Spurensuche nach der eigenen Herkunft und zelebrierte die irisch-amerikanische Freundschaft und Einwanderungsgeschichte. Mehrmals sagte er: »Ich bin zu Hause«.

Großes Aufgebot zu Bidens Abschied

In der mit Flaggen geschmückten Innenstadt von Ballina reihten sich die Menschen am Abend trotz Regens in eine kilometerlange Schlange ein. »Das ist wie ein Märchen, wie ein Film«, schwärmte der 30-jährige Owen Gardiner. Auch die über 80 Jahre alte Maire Ní Chathail wollte sich den Auftritt nicht entgehen lassen. Die gläubige Katholikin zeigte sich beeindruckt von Biden, weil der so offen über seine Liebe zu Irland und seinen Glauben spreche. »Er ist eine sehr aufrichtige Person«, sagte sie.

Erwartet wurden am Abend etwa 20 000 Menschen - doppelt so viele wie das Städtchen Einwohner hat. Mit Aufritten der Irish-Folk-Gruppe The Chieftains sowie den Rockbands The Coronas und The Academic herrschte gab esschon vor der Rede Festivalatmosphäre. Als Hintergrund für seine Ansprache hatte sich Biden die St.-Murdeachs-Kathedrale ausgesucht. Sein Ur-Ur-Ur-Großvater lieferte einst 27 000 Ziegelsteine für die Pfeiler des Kirchenschiffs. Damit konnte er dann für sich und seine Familie die Überfahrt nach Amerika finanzieren.

Für Father Kieran Holmes, einen von drei Priestern an der Kathedrale, ist der Besuch ein »großartiger Moment«. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: »Es zeigt, was Irland der Welt gegeben hat.« Vor der großen »Joe-Show« besuchte Biden den Marienwallfahrtsort Our Lady Knock, der wie Ballina im County Mayo liegt. Dort waren auch schon die Päpste Franziskus und Johannes Paul II. zu Gast.

Der regelmäßige Kirchgänger ist nach John F. Kennedy erst der zweite katholische Amtsinhaber im Weißen Haus. Möglicherweise erhofft sich der Demokrat durch den Irland-Besuch auch Stimmen der vielen irischstämmigen US-Bürger. Biden hat sich noch nicht endgültig geäußert, ob er bei der Präsidentenwahl nächstes Jahr wieder antreten will.

© dpa-infocom, dpa:230414-99-308833/7