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Daten von Polizisten in Nordirland aus Versehen freigegeben

Die Lage für Polizisten in Nordirland bleibt gefährlich. Einige Beamte erwähnen ihre Arbeit nicht einmal innerhalb der eigenen Familie. Wegen eines gewaltigen Datenleaks könnten nun viele gefährdet sein.

Schüsse auf Polizisten in Nordirland
Im Februar war ein ranghoher Polizist in Nordirland niedergeschossen worden. Foto: Liam Mcburney/DPA
Im Februar war ein ranghoher Polizist in Nordirland niedergeschossen worden.
Foto: Liam Mcburney/DPA

Bei einer beispiellosen Sicherheitspanne hat die Polizei in Nordirland aus Versehen die Namen von 10.000 Mitarbeitern herausgegeben. Polizeivertreter warnten vor »unabsehbarem Schaden« für Beamte und Beschäftigte. »Die Männer und Frauen, die ich vertrete, sind entsetzt, dass dies passiert ist und verständlicherweise wütend«, sagte der Chef der Police Federation for Northern Ireland, Liam Kelly, der BBC. »Das Vertrauen unserer Beamten wurde gebrochen.«

Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, wurden vor einem Monat in einem separaten Vorfall bereits die Daten von mehr als 200 Beschäftigten gestohlen. Beim Einbruch in ein Privatauto in Newtownabbey nördlich der Hauptstadt Belfast sei unter anderem ein Polizei-Laptop mit entsprechenden Dokumenten erbeutet worden.

In der britischen Provinz kommt es auch 25 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs noch immer zu Anschlägen auf Polizisten. Täter sind meistens radikale Anhänger einer Wiedervereinigung mit dem EU-Nachbarland Irland. Einige Beamte aus irisch-nationalistischen Familien erwähnen ihre Arbeit aus Sicherheitsgründen nicht einmal gegenüber Verwandten.

Im Februar war ein ranghoher Polizist vor den Augen seines Sohnes und anderer Jugendlicher niedergeschossen und schwer verletzt worden. Daraufhin wurde die Terrorwarnstufe erhöht. Während der »Troubles«, wie der Bürgerkrieg zwischen den meist katholischen Befürwortern einer Wiedervereinigung und den protestantischen Anhängern der Union mit Großbritannien genannt wird, wurden 302 Polizisten getötet.

Große Besorgnis nach Datenpanne

Die Polizei machte menschliches Versagen für die Panne verantwortlich. Demnach war die Behörde in einem sogenannten Freedom of Information Request (FOI) von einem Bürger um eine Aufschlüsselung der Beamten und Beschäftigten nach Dienstgraden gebeten worden. Aus Versehen wurde bei der Antwort auch eine Tabelle mit den Nachnamen, Dienstorten und Zuständigkeiten aller etwa 10.000 Mitarbeiter angehängt, angefangen bei Polizeichef Simon Byrne. Nicht beigefügt waren die Privatadressen. Polizeivertreter Kelly sagte, immerhin sei daher eine »potenziell katastrophale Situation« vermieden worden.

Der britische Nordirland-Minister Chris Heaton-Harris sowie Politiker aller nordirischen Parteien zeigten sich dennoch tief besorgt. »Diese Menschen - sowohl Mitarbeiter als auch Beamte - gehen selbst ein Risiko ein, um uns zu schützen, und nun hat die Behörde dabei versagt, ihre Daten zu schützen«, sagte die Chefin der überkonfessionellen Partei Alliance, Ex-Justizministerin Naomi Long, der BBC. Die Polizei entschuldigte sich. »Dies ist inakzeptabel«, sagte Assistant Chief Constable Chris Todd.

Nach Informationen der BBC hatten mehrere aktuelle und ehemalige Mitarbeiter Einblick in die Daten, die auch für etwa zweieinhalb Stunden auf einer Internetseite zu sehen gewesen sein sollen. Für diesen Donnerstag wurde ein Krisentreffen angesetzt.

© dpa-infocom, dpa:230809-99-772684/5