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Corona-Welle in China: Debatte über Einreise-Beschränkungen

In China explodieren nach dem Ende der strikten Corona-Maßnahmen die Infektionszahlen. Soll es nun EU-weit eine Testpflicht für Reisende aus dem Land geben? Ärzte fordern das.

Coronavirus - Frankreich
Zwei Flughafenmitarbeiterinnen warten auf dem französischen Flughafen Roissy-Charles de Gaulle auf Passagiere aus China. Foto: Aurelien Morissard
Zwei Flughafenmitarbeiterinnen warten auf dem französischen Flughafen Roissy-Charles de Gaulle auf Passagiere aus China.
Foto: Aurelien Morissard

Wegen der rasant gestiegenen Corona-Zahlen in China fordern deutsche Mediziner eine EU-weite Testpflicht für Einreisende aus der Volksrepublik. Bei einer explosionsartigen Ausbreitung wie derzeit in China müsse man damit rechnen, dass das Virus mutiere, sagte Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC zeigt sich mit Blick auf die möglichen Auswirkungen der Corona-Welle auf Europa weniger beunruhigt. Peking stellte sich gegen strikte Beschränkungen für Reisende aus China.

»Wir brauchen jetzt ein europaweit einheitliches Schutzkonzept«, forderte Nießen. »Jeder Reisende aus China sollte bei der Einreise in die EU per Schnelltest getestet werden.« Wer sich infiziert habe, solle in jedem Fall in Isolation gehen müssen.

Noch keine gemeinsame europäische Linie

Die Europäische Union hatte bei Beratungen zur Corona-Welle in China am vergangenen Donnerstag noch keine gemeinsame Linie beschlossen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides rief die Staaten lediglich dazu auf, ihre nationalen Maßnahmen zur Überwachung des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren. Für diesen Mittwoch setzte die schwedische EU-Ratspräsidentschaft weitere Beratungen an.

Mehrere europäische Länder haben inzwischen Einreisebeschränkungen erlassen oder diese in Aussicht gestellt. In Frankreich sind künftig PCR-Tests nach der Ankunft vorgeschrieben. In London hieß es, dass Reisende aus China von Donnerstag an wieder einen negativen Test vorlegen müssen, bevor sie ein Flugzeug nach England besteigen. Österreich will ab nächster Woche das Abwasser von allen Flügen aus China auf neue Corona-Virusvarianten untersuchen, verzichtet aber weiterhin auf Tests für Einreisende.

In Spanien wurden die angekündigten Corona-Beschränkungen jetzt in Kraft gesetzt. Flugreisende aus dem Reich der Mitte unterliegen damit wieder der 3G-Regel: geimpft, genesen oder getestet. Flugbesatzungen und Kinder unter zwölf Jahren sind ausgenommen. Wer bei der Einreise mehr als 37,5 Grad Körpertemperatur hat, muss sich einem Gesundheitstest und eventuell einem Corona-Test unterziehen. Fällt der positiv aus, liegt die Entscheidung über eine mögliche Isolationspflicht bei der jeweiligen Region.

Auch die deutsche Regierung hatte zuletzt bekräftigt, dass sie zunächst noch abwarten will. Die Gesundheitsexpertin der FDP-Bundestagsfraktion Christine Aschenberg-Dugnus sagte: »Eine allgemeine Testpflicht für Einreisende aus China halte ich derzeit nicht für notwendig. Wir haben keine Hinweise, dass eine gefährliche Mutation auch China eingeschleppt wird.«

EU-Behörde: Corona-Welle beeinflusst Lage in Europa nicht

Nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die Corona-Welle in China voraussichtlich keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa. »Die Varianten, die in China zirkulieren, zirkulieren auch schon in der EU, und stellen als solche keine Herausforderung für die Immunantwort von Bürgern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) dar«, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag. Außerdem gebe es eine relativ hohe Immunität und Impfquote unter den Bürgern.

Die Regierung in Peking wandte sich gegen strikte Einreisebestimmungen anderer Länder für Reisende aus China. »Die Maßnahmen sollten normale Reisen nicht beeinträchtigen«, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning in Peking. Die Reaktionen sollten »wissenschaftsbasiert und angemessen« sein. Virusvarianten könnten überall in der Welt entstehen.

Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte Peking am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-Covid-Politik verkündet. Das bevölkerungsreichste Land erlebt gerade eine riesige Corona-Welle, der besonders Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen zum Opfer fallen.

© dpa-infocom, dpa:230103-99-91783/6