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Corona-Selbsttests an Schulen und Kitas

Um Corona-Infektionen an Schulen und Kitas schneller zu erkennen, sind ab jetzt auch direkt in den Einrichtungen in Eigenregie Schnelltests möglich, ohne Gesundheitspersonal oder Arzt. Doch das klingt einfacher als es ist, und viele Fragen sind noch offen.

Corona-Schnelltests
Utensilien für den Corona-Schnelltest liegen auf einem Tisch. Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa
Utensilien für den Corona-Schnelltest liegen auf einem Tisch. Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa

BERLIN. Lehrer und Erzieher sollen sich nach einer entsprechenden Schulung jetzt auch selbst auf das Coronavirus testen dürfen. »Kitas und Schulen beziehungsweise ihre Träger können von Freitag an eigenständig Schnelltests beziehen und nutzen«, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn der Funke Mediengruppe.

Möglich wird das nach Angaben seines Ministeriums durch die kürzlich beschlossenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes und durch eine Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung, die an diesem Freitag in Kraft tritt. Bildungsgewerkschaften und der Deutsche Lehrerverband begrüßen die Möglichkeit zwar grundsätzlich, zeigen sich aber skeptisch, denn noch weiß niemand, wie das eigentlich praktisch umgesetzt werden soll und ob es überhaupt genügend Tests dafür gibt.

Durch die Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung können die sogenannten Antigenschnelltests nun laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums auch an Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kitas abgegeben werden. Mit der beschlossenen Änderung des Infektionsschutzgesetzes im November wurde außerdem der Arztvorbehalt für Corona-Schnelltests gestrichen. Grundsätzlich könne so jeder diese Tests anwenden, sagte der Sprecher, allerdings müssten sie durch entsprechend geschultes Personal erfolgen.

Hier stellen sich nun wichtige Fragen: Wer soll Lehrer oder Kita-Personal dafür eigentlich schulen? Wann könnte es damit losgehen? Und wie kommen die Schulen und Kitas überhaupt an die Tests, wer soll diese wo bestellen? Bisher sind diese Fragen unbeantwortet. Die konkrete Umsetzung liege in der Zuständigkeit der Bundesländer, sagte der Ministeriumssprecher.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, zeigte sich grundsätzlich aufgeschlossen für die Testpläne. Man unterstütze das Vorhaben des Ministers, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. »Allerdings mit zwei Einschränkungen: nur für Selbsttests, kein Einsatz von Lehrkräften bei Schnelltestungen von Schülern und zweitens bei Beachtung des Freiwilligkeitsprinzips.«

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betrachtet das Ganze mit gemischten Gefühlen. Spahns Vorschläge könnten helfen, die Corona-Testung zu vereinfachen, sagten die für Schule und Kita zuständigen GEW-Vorstandsmitglieder Ilka Hoffmann und Björn Köhler der dpa. »Der freie Zugang zu den Tests ist aber kein Ersatz für die Hygiene- und Gesundheitsschutzregeln, die das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt«, fügten sie hinzu. Tests schützten nicht vor Infektionen.

Die Gewerkschaft fordert seit langem, dass an den Schulen die RKI-Empfehlungen befolgt werden, wonach bei einer sogenannten 7-Tage-Inzidenz von 50 - also bei 50 und mehr nachgewiesenen Neuansteckungen auf 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche in einer Region auf geteilte Klassen und Wechselunterricht umgestellt wird. Die Bundesländer sehen das nach einem gemeinsamen Beschluss von Ende November erst ab einer Inzidenz von 200 als Möglichkeit vor.

RKI-Präsident Lothar Wieler schlug am Donnerstag vor, Hygienebeauftragte an den Schulen zu benennen, die sich dann um solche Selbsttests kümmern könnten. »Es wäre am besten, wenn ein bestimmter Lehrer zum Hygienebeauftragten ernannt würde, dieser natürlich auch entsprechend weitergebildet wird von den lokalen Behörden, um dann diese Tests sinnvoll einzusetzen.« Dazu bedürfe es einer gewissen Kenntnis, aber das sei wirklich machbar, fügte Wieler hinzu.

Fakt ist: Auch Corona-Schnelltests sind nicht einfach zu handhaben. Genau wie bei den herkömmlichen PCR-Tests muss für einen aussagefähigen Abstrich ein Wattestäbchen tief in die Nase eingeführt werden. Anschließend wird die Probe in ein Röhrchen mit einer Lösung gesteckt. Die Flüssigkeit wird dann auf ein Testkit getropft, das ähnlich aussieht wie ein Schwangerschaftstest. Ein Ergebnis liegt je nach Hersteller in 15 bis 30 Minuten vor.

Die Schnelltests sind auch nicht so genau, wie PCR-Tests, sondern sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts vor allem dann zuverlässig, wenn Menschen in einer sogenannten infektiösen Phase sind, also viele Viren ausscheiden und damit ansteckend sind. Für die Phase davor und danach, in denen zwar eine Corona-Infektion besteht, aber kaum Viren ausgeschieden werden, eignen sie sich demnach weniger. Ein positiver Schnelltest muss zudem immer noch durch einen PCR-Test bestätigt werden.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der nach eigenen Angaben als Gewerkschaft mehr als 160 000 Pädagogen vertritt, kritisierte am Donnerstag, dass durch die Politik Erwartungen geweckt würden, die von den Schulen nicht eingelöst werden könnten, weil die notwendigen Ressourcen nicht vorhanden seien. Verbandschef Udo Beckmann warnte etwa davor, die Beschaffung der Schnelltests bei den Schulen selbst anzusiedeln. »So wird nur eine weitere Aufgabe für Schulleitungen geschaffen, die so schon alle Hände voll zu tun haben.« Auch Tests bei Schülerinnen und Schülern zu machen dürfe keine Aufgabe von Lehrkräften werden. »Das wird auf unseren massiven Widerstand stoßen.« (dpa)