HAMBURG. In der Corona-Krise geht das Interesse der Deutschen an den Folgen des Klimawandels und der Erderhitzung nach Umfragen des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski deutlich zurück.
Das Umweltbewusstsein der Deutschen sinkt stetig, sagte Opaschowski (80) der Deutschen Presse-Agentur. Das gehe aus repräsentativen Umfragen des Opaschowski Instituts für Zukunftsforschung (OIZ) der vergangenen drei Jahre hervor. Dabei wurden jeweils 1000 Personen ab 14 Jahren nach ihren Einstellungen zum Klimawandel befragt.
So stimmten der Aussage »Klimawandel und Wetterextreme werden zur größten Bedrohung der Zukunft« 2019 noch 83 Prozent zu, 2020 waren es 78 Prozent und 2021 nur 72 Prozent. Nur die Bewohner im ländlichen Raum machten sich unverändert große Sorgen um die Folgen des Klimawandels.
Hingegen verliere die Fridays-for-Future-Generation im Alter von 14 bis 24 Jahren kontinuierlich ihr Interesse an Klimafragen (2019: 80 Prozent - 2020: 76 Prozent - 2021: 71 Prozent). Besonders stark gehe das Interesse bei den Großstädtern, den Singles und den Befragten mit Hauptschulabschluss zurück.
Schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erhitzt. Die fatalen Folgen auch in Deutschland: Je nach Region gibt es mehr Hitzewellen und Dürren sowie Starkregen, Stürme, Unwetter und Überschwemmungen.
Soziale Fragen verdrängen Umweltprobleme
»Soziale Fragen im Umfeld von Gesundheit, Pflege, Rente, Armut und Einsamkeit rücken in den Vordergrund - und verdrängen Umweltprobleme in ihrer subjektiven Bedeutung«, sagte Opaschowski. Die Ökologie gerate zunehmend in den Schatten ökonomischer, psychologischer und sozialer Interessen.
»Der weltweite Klimawandel ist für viele Deutsche weit weg, während die ganz persönlichen Folgen der Pandemie existenziellen Charakter haben.« Dazu gehöre auch das Auf- und Nachholen von verlorener Lebenszeit. Die Menschen wollten endlich wieder ohne schlechtes Gewissen ihr Leben genießen können. (dpa)