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Chinas ehemaliger Ministerpräsident Li Keqiang gestorben

Li Keqiang trat im März als Ministerpräsident ab. Über seinen Gesundheitszustand gab es da bereits seit Jahren Gerüchte. Nun ist er mit 68 Jahren in Shanghai gestorben.

Li Keqiang
Li Keqiang, damals Ministerpräsident der Volksrepublik China, bei einer Pressekonferenz am 04.11.2022 in Peking. Foto: Kay Nietfeld/DPA
Li Keqiang, damals Ministerpräsident der Volksrepublik China, bei einer Pressekonferenz am 04.11.2022 in Peking.
Foto: Kay Nietfeld/DPA

Der frühere chinesische Ministerpräsident Li Keqiang ist tot. Er habe am Donnerstag einen plötzlichen Herzinfarkt erlitten und sei nach vergeblichen Rettungsversuchen am Freitag um 0:10 Uhr (Ortzeit) in Shanghai gestorben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Li Keqiang war im März nach zehn Jahren im Amt als Ministerpräsident abgetreten. Er wurde 68 Jahre alt.

Als Funktionärssohn wurde Li Keqiang am 1. Juli 1955 in Dingyuan in der Provinz Anhui geboren. Wie andere Intellektuelle musste er 1974 am Ende der Kulturrevolution noch aufs Land. Als einer von nur drei Prozent aller Bewerber, die die Aufnahme schafften, studierte er Jura an der Peking-Universität, promovierte in Wirtschaftswissenschaften. In der kommunistischen Jugendliga arbeitete Li Keqiang 1983 unter seinem späteren Förderer, Staats- und Parteichef Hu Jintao.

Vom Premier zur »lahmen Ente«

Sein Aufstieg an die Spitze in Peking begann aber mit einem Fehlstart. Der scheidende Präsident Hu Jintao hatte seinen Schützling eigentlich zum »starken Mann« machen wollen. Das Vorhaben scheiterte jedoch an der »Shanghai-Fraktion« um seinen mächtigen Vorgänger Jiang Zemin, der vielmehr Xi Jinping zum neuen Führer aufbaute. Li Keqiang hatte das Nachsehen, wurde aber zumindest Premier.

Sein Glück verließ ihn weiter, während die Protektion durch seinen Förderer Hu Jintao nachließ. Xi Jinping entmachtete praktisch die Regierung, indem Arbeitsgruppen und Kommissionen der Partei unter seiner Führung die Regierungsarbeit übernahmen. So wurde Li Keqiang zur »lahmen Ente«. Über seinen Gesundheitszustand gab es zudem bereits seit Jahren Gerüchte. Bei seinen Auslandsbesuchen hätten immer lange Ruhepausen ins Programm eingebaut werden müssen, berichteten Diplomaten im vertraulichen Gespräch.

Warnende Worte an den Volkskongress

Mit Mühe stemmte sich Li Keqiang 2020 gegen den Abschwung infolge der Corona-Krise, indem er die Staatsausgaben erhöhte. »Außergewöhnliche Maßnahmen für ungewöhnliche Zeiten«, nannte er das. Zusätzlich machte der Handelskrieg mit den USA der zweitgrößten Volkswirtschaft zu schaffen. Damals warnte Li Keqiang den Volkskongress mit den Worten: »Gegenwärtig und in der näheren Zukunft wird China vor Herausforderungen stehen wie nie zuvor.«

© dpa-infocom, dpa:231027-99-719751/4