Der Arbeitnehmerflügel der CDU erwartet vom Kanzlerkandidaten der Union auch einen Einsatz für die Interessen von Beschäftigten. »Friedrich Merz muss kein Arbeiterführer werden, aber mit uns gemeinsam um die Stimmen der Arbeitnehmer kämpfen«, sagte der neue Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Dennis Radtke, der Deutschen Presse-Agentur. CDU und CSU hatten sich am Dienstag auf Merz als Kanzlerkandidaten der Union verständigt. CSU-Chef Markus Söder sagte ihm ausdrücklich seine Unterstützung zu.
Radtke begrüßte, dass die Kanzlerkandidatenfrage nun zwischen Merz und Söder einvernehmlich gelöst sei. »Es ist gut, dass die Kandidaten die Frage in maximaler Geschlossenheit geklärt haben. Jetzt können wir uns auf den inhaltlichen Feinschliff konzentrieren«, sagte er.
Umfrage: Nur knapp ein Fünftel hält Merz für geeignet
Um die Gunst der Wähler muss sich der CDU-Vorsitzende Merz allerdings noch bemühen. Lediglich knapp ein Fünftel der Bürgerinnen und Bürger (19 Prozent) hält ihn für einen geeigneten Kanzlerkandidaten, wie aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das am Dienstag veröffentlichte RTL/ntv-Trendbarometer hervorging.
Die größte Zustimmung auf die Frage nach einem geeigneten Kandidaten erhielt Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit 30 Prozent. Es folgten Söder (22 Prozent), Merz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen (18 Prozent) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) (9 Prozent). Die Befragten konnten sich auch für mehr als einen Kandidaten entscheiden.
Pistorius selbst hat nach eigenen Angaben keine Ambitionen, dafür möchte Amtsinhaber Scholz wieder antreten und hat eigenen Worten zufolge auch nichts gegen Merz als Herausforderer. »Der gefährlichste wäre Hendrik Wüst gewesen«, sagte SPD-Parteichef Lars Klingbeil in der ZDF-Sendung »Markus Lanz«. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident hätte eher einen »Platz in der Mitte« eingenommen, um den auch die SPD kämpft. »Merz hat die Partei nach rechts gerückt«, meinte Klingbeil.
Linnemann mit Einigung auf Merz zufrieden
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zeigte sich zufrieden mit der Einigung auf Merz als Kandidaten. »Wir wollten einfach einen Überraschungseffekt haben«, sagte er in der ARD-Talksendung »Maischberger«. »Wenn wir das nach der Brandenburg-Wahl gemacht hätten, wäre das erwartbar gewesen.« In Brandenburg wird am Sonntag ein neuer Landtag gewählt.
Merz und Söder, der ihm am Dienstag bei einem gemeinsamen Überraschungsauftritt seine Unterstützung zusagte, hatten beteuert, das Vorgehen sei seit Wochen so abgesprochen gewesen. Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der ebenso überraschend am Abend zuvor seinen Verzicht auf eine eigene Kandidatur bekanntgegeben hatte, hält den Ablauf der Kür für folgerichtig: »Es ist schlicht die richtige Reihenfolge«, sagte er in den ARD-»Tagesthemen«.
Laschet: »Zerstrittene Parteien werden nicht gewählt«
Aber bleibt es bei der beschworenen Einigkeit zwischen Merz, Söder und Wüst? Der frühere Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet (CDU), hielte erneute Störgeräusche aus dem eigenen Lager im anstehenden Bundestagswahlkampf jedenfalls für unangemessen. »Dinge wie 2021 - kleine Scharmützel, kleine Sticheleien - passen nicht in eine so ernsthafte Lage. Deshalb habe ich die Zuversicht, dass das jetzt in diesem neuen Wahlkampf besser wird«, sagte Laschet, dessen Qualifikation vor der vergangenen Bundestagswahl immer wieder von Söder infrage gestellt worden war, im ZDF-»heute journal«. Er glaube, die Union habe aus der damaligen Wahlniederlage gegen Olaf Scholz (SPD) gelernt: »Zerstrittene Parteien werden nicht gewählt.«
Söder hatte Laschet 2021 zwar auch seine volle Rückendeckung zugesagt. Im Wahlkampf trug er dann aber mit Sticheleien dazu bei, dass die Union in den Augen vieler Menschen als zerstritten dastand.
»Ich bin mir heute ganz sicher, auch aus der Zusammenarbeit in den letzten zweieinhalb Jahren, dass ich mich auf Markus Söder wirklich verlassen kann, auch auf die ganze CSU«, sagte Merz in einem ZDF-Spezial. Er brauche Söder »dafür nichts anzubieten«, betonte Merz in der ARD. Es gehe um den gemeinsamen Erfolg.
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