Wer zur Pflege von Angehörigen eine berufliche Auszeit nimmt, soll nach dem Willen des CDU-Gesundheitspolitikers Tino Sorge finanziell besser unterstützt werden. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion warb im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) für einen staatlichen Lohnersatz analog zum Elterngeld: »Wer sich mit Hingabe um Pflegebedürftige in der Familie kümmert, sollte dafür entlastet werden - gerade, wenn man dafür zeitweise aus dem Beruf aussteigen muss und das Einkommen über Monate fehlt«, erklärte Sorge.
Laut Statistischem Bundesamt gibt es in Deutschland rund fünf Millionen Pflegebedürftige. Die weitaus meisten - 4,17 Millionen Menschen - werden zu Hause versorgt. Familienministerin Lisa Paus (Grüne) würdigte die Angehörigen deshalb in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur kürzlich bereits als »Deutschlands größten Pflegedienst«.
Für sie war im Jahr 2015 ein staatliches Pflege-Darlehen eingeführt worden. Pflegende Angehörige sollen damit eine bis zu sechsmonatige Auszeit oder eine bis zu 24-monatige Verkürzung ihrer Arbeitszeit überbrücken, müssen das Geld aber später wieder zurückzahlen. Deshalb wird dieses Instrument nur selten genutzt.
Pflegereform lässt Pflegegeld steigen
Vor der parlamentarischen Sommerpause hatten Bundestag und Bundesrat eine Pflegereform verabschiedet. Das Pflegegeld, das an die Pflegebedürftigen ausgezahlt wird, steigt dadurch ab dem kommenden Jahr um fünf Prozent. Die Bezieher dieser Leistung - die derzeit je nach Pflegegrad zwischen 316 und 901 Euro im Monat liegt - können die Summe an ihre Angehörigen weitergeben, müssen das aber nicht tun.
Nach den Vorstellungen von Sorge könnten pflegende Angehörige künftig eine ähnliche staatliche Unterstützung wie junge Eltern erhalten. Mütter und Väter, die nach der Geburt ihres Kindes eine berufliche Pause einlegen, bekommen bis zu zwölf Monate Elterngeld, das zwei Drittel ihres vorherigen Einkommens abdeckt. Hintergrund seines Vorschlags ist ein Positionspapier aus der Unionsfraktion. Darin werden für pflegende Angehörige auch Steuerfreibeträge sowie eine bessere Rentenversorgung gefordert. Bei dem Papier handelt es sich nach Angaben aus der Fraktion allerdings um einen noch nicht abgestimmten Entwurf.
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