Logo
Aktuell Inland

Bundesinnenministerin will halbautomatische Waffen verbieten

Mit der Festnahme 25 mutmaßlicher »Reichsbürger« bekommt die Debatte um das Waffenrecht neuen Schwung. Sollte Privatleuten der Zugang zu bestimmten Waffen verwehrt werden? Ja, meint Nancy Faeser.

Nancy Faeser
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Foto: Kay Nietfeld
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).
Foto: Kay Nietfeld

Nach den Silvester-Krawallen und den aufgeflogenen
Putschplänen einer Reichsbürger-Gruppe will Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das Waffengesetz in Deutschland verschärfen. Nach Angaben der »Süddeutschen Zeitung« sieht der Gesetzentwurf aus dem Innenministerium ein Verbot besonders gefährlicher halbautomatischer Waffen für Privatleute vor.

Schreckschusspistolen und die bei Reichsbürgern beliebten Armbrüste sollen künftig nur gegen einen Waffenschein zu haben sein, schreibt die Zeitung unter Berufung auf das 48 Seiten lange Papier.

Faeser hatte sich bereits vor den Ausschreitungen zu Silvester für eine Verschärfung des Waffenrechts ausgesprochen. In der Nacht zum Neujahrstag waren in mehreren Städten Polizisten und Feuerwehrleute im Einsatz angegriffen worden, unter anderem mit Böllern und Raketen. Besonders heftig waren die Attacken in einigen Vierteln von Berlin.

Aber schon nach der Festnahme von 25 mutmaßlichen »Reichsbürgern« am 7. Dezember hatte die Debatte um das Waffenrecht an Fahrt aufgenommen. Dem Großteil der Festgenommenen wirft die Bundesanwaltschaft vor, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein, die das politische System stürzen wollte.

FDP-Innenpolitiker: Brauchen keine neuen Auflagen für Waffenbesitz

Der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Manuel Höferlin, lehnt neue Auflagen für den Waffenbesitz ab. »Die Angriffe in der Silvesternacht haben uns alle schockiert, doch immer neue Forderungen für ein schärferes Waffenrecht helfen nicht weiter. Ich rate, zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren«, teilte Höferlin zu dem Entwurf des Bundesinnenministeriums für ein schärferes Waffenrecht mit. Der Bundestag werde sich intensiv mit den Vorfällen auseinandersetzen.

»Statt über Verschärfungen des Waffenrechts zu diskutieren, sollten zunächst die Waffenrechtsänderungen der vergangenen Jahre evaluiert und das vorhandene Strafmaß voll ausgeschöpft werden«, so Höferlin. Es gebe bereits strenge Vorgaben für den Erwerb, den Besitz und das Führen von Waffen. Die Reichsbürger-Razzia habe gezeigt, dass auch heute schon bei Verstößen Entwaffnungen schnell und umfassend vollzogen würden.

Er forderte, den Fokus besser darauf zu legen, die Sicherheitsbehörden optimal auf Einsätze vorzubereiten. Dazu gehöre vor allem eine bessere Ausstattung und Ausrüstung und auch eine bessere Vernetzung aller Strafverfolgungsbehörden.

Dagegen kam vom Obmann der Grünen-Fraktion im Innenausschuss, Marcel Emmerich, Unterstützung für eine Verschärfung. »Wir haben im Koalitionsvertrag zurecht Änderungen beim Waffenrecht festgehalten, denn die Defizite sind schon lange bekannt. Gerade bei der Entwaffnung von Verfassungsfeinden und bei Schreckschusswaffen gibt es erheblichen Handlungsbedarf«, teilte er mit. Die Grünen mahnten das seit Jahren an »und die Silvesternacht und die Dezemberrazzia gegen Reichsbürger haben das erneut deutlich gemacht«.

© dpa-infocom, dpa:230109-99-148543/4