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Betreuung: Diskussion über längeren Lohnersatz für Eltern

Der Staat gibt derzeit Geld, wenn Eltern ihre Kita-Kinder in der Corona-Krise zu Hause betreuen müssen und deshalb Einkommensverluste haben. Doch die Regelung gilt nur noch einige Wochen - was wenn die Kitas nun noch länger geschlossen bleiben?

Berlin (dpa) - In der Bundesregierung wird über längere Lohnausfallzahlungen für Eltern nachgedacht, die in der Corona-Krise wegen geschlossener Kitas ihre Kinder zu Hause betreuen müssen.

Die dazu getroffenen Regelungen gälten abzüglich der Osterferien noch bis Mitte Mai, sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD) am Dienstagabend in der Sendung »ARD Extra«. »Darüber hinaus muss darüber gesprochen werden, wie für Eltern, die eben ihre Kinder nicht in die Kinderbetreuung geben können, auch eine Lohnausfallzahlung weiter gewährt werden kann.« Sie fügte hinzu: »Das machen wir zusammen mit dem Bundesarbeits- und Sozialminister Hubertus Heil und dem Finanzminister.«

Derzeit können Eltern vom Staat bis zu 67 Prozent ihres Lohns vom Staat erhalten, wenn sie Kinder unter zwölf Jahren wegen geschlossener Kitas und Schulen zu Hause betreuen müssen und deshalb Einkommensverluste haben. Diese im März beschlossene Regelung ist aber auf sechs Wochen befristet. Für Kitas gibt es - anders als für Schulen - keine konkrete Perspektive für eine schrittweise Öffnung.

Die Grünen im Bundestag fordern laut einem Bericht der »Welt«, die Verdienstausfall-Entschädigung zu verlängern und zu einem »Corona-Elterngeld« weiterzuentwickeln. Dabei solle die Nachweispflicht über andere zumutbare Betreuungsmöglichkeiten entfallen, Homeoffice eines Elternteils nicht als Betreuungsoption gewertet werden und die Dauer des Entschädigungsanspruches an die behördliche Schließung der Betreuungseinrichtungen gekoppelt sein, zitierte die Zeitung aus einem Antrag der Fraktion.

»Solange Schulen und Kitas bedingt durch die Corona-Pandemie geschlossen bleiben und Eltern nicht arbeiten können, weil sie sich um die Kinderbetreuung kümmern müssen, brauchen sie einen verlässlichen, finanziellen Ausgleich für die gesamte Zeit dieser Ausnahmesituation«, sagt Grünen-Fraktionsvize Katja Dörner der »Welt«. Wann Eltern ihre Kinder wieder in gewohntem Umfang in Kitas und Schulen schicken können, sei derzeit noch nicht abzusehen. Die meisten berufstätigen Eltern stießen mittlerweile an ihre Kraftgrenzen - insbesondere die Alleinerziehenden.

Der Deutsche Kinderschutzbund warnte unterdssesn vor negativen Folgen einer langen Kita-Schließung. »Wenn die Schließung aber sehr lange dauern würde, sogar in das nächste Kindergartenjahr hinein ginge, dann ist dies auf Dauer für die Kinder schädlich«, sagte der Präsident Heinz Hilgers der »Passauer Neuen Presse«. »Je früher man die Kitas wieder öffnet, umso besser ist dies für die Kinder.«

Er rate dazu, die Kitas jetzt schrittweise wieder aufzumachen. »In den Notgruppen in Deutschland sind zurzeit zwischen ein und zwei Prozent der Kinder anwesend. Die Zahl der Kinder sollte jetzt gesteigert werden.« Hilgers schlug vor, dass zunächst fünf Kinder pro Gruppe wiederkehren. »Wenn sich dieses Vorgehen bewährt, könnten in vier Wochen beispielsweise zehn Kinder in der Gruppe aufgenommen werden. Es ist jetzt an der Zeit, damit anzufangen.«

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte vor einer weitgehenden Kita-Öffnung: »Eine generelle Öffnung der Kitas würde uns bei der Bekämpfung der Epidemie weit zurückwerfen«, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. »Dann müssten wir den ganzen Herbst dichtmachen.« Vernünftig und beherrschbar sei der Weg, die Notbetreuung in Kitas zu erweitern, damit mehr Menschen mit systemrelevanten Jobs wieder arbeiten könnten.

Am Montag hatte eine Arbeitsgruppe von Bund, Ländern und Experten erstmals über ein Konzept beraten, wie die Kinder-Tagesbetreuung schrittweise wieder in Gang kommen kann. Derzeit gibt es nur eine Notbetreuung für jüngere Kinder, der Zugang dazu ist zumeist vom Beruf der Eltern abhängig - etwa für Ärzte, medizinisches Personal oder Feuerwehrleute. Bund und Länder hatten sich vergangene Woche im Grundsatz auf eine Ausweitung dieser Notbetreuung verständigt, die Details regeln die Länder für sich. Eine von Bundesfamilienministerin Giffey angestrebte bundesweite Regelung war nicht zustande gekommen.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatte empfohlen, dass die Betreuung von fünf- und sechsjährigen Kindern in Kleingruppen wieder aufgenommen werden sollte. Jüngere Kinder sollten aber bis zu den Sommerferien zu Hause bleiben. Giffey hatte sich dazu kritisch geäußert.