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Berichte: Iranerin nach Urteil zu Peitschenhieben verhaftet

Weil sie ihr Kopftuch bei einer Rede in Teheran demonstrativ auf den Boden wirft, wird Seynab Kasemi festgenommen. Irans Parlament bringt derweil ein Kopftuchgesetz mit drakonischen Strafen auf den Weg.

Teheran
Straßenszene in Teheran. Aus Protest gegen das islamische Herrschaftssystem ignorieren viele Frauen die Kopftuchpflicht. Foto: Arne Bänsch/DPA
Straßenszene in Teheran. Aus Protest gegen das islamische Herrschaftssystem ignorieren viele Frauen die Kopftuchpflicht.
Foto: Arne Bänsch/DPA

Nach einem Protest gegen die Kopftuchpflicht ist eine Ingenieurin im Iran Berichten zufolge festgenommen worden. Wie die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw meldete, wurde Seynab Kasemi bereits vor einigen Tagen von Sicherheitskräften aus ihrem Haus in der Hauptstadt Teheran abgeführt. Zuvor hatte die Justiz die Frau zu 74 Peitschenhieben auf Bewährung verurteilt. Auch die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA berichtete über die Festnahme.

Kasemi hatte im Februar viel Aufmerksamkeit erregt, weil sie während einer Veranstaltung bei einer Rede ihr Kopftuch demonstrativ auf den Boden warf. Videoaufnahmen der Aktion wurden vielfach im Internet geteilt. Die Frau hatte gegen die Entscheidung eines Ingenieurverbands protestiert, sie wegen eines schlecht sitzenden Kopftuchs nicht zur Vorstandswahl zuzulassen.

Seit dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam vor einem Jahr ignorieren viele Frauen in den Metropolen des Landes die Kopftuchpflicht aus Protest gegen das islamische Herrschaftssystem. Amini war festgenommen worden, weil sie gegen die herrschende Kleiderordnung verstoßen haben soll. Ihr Tod löste im Herbst 2022 die schwersten Proteste seit Jahrzehnten im Iran aus.

Als Antwort brachten Abgeordnete des Parlaments erst diese Woche ein neues Kopftuchgesetz auf den Weg. Laut dem Gesetzentwurf sollen künftig drakonische Strafen bei Verstößen gegen die islamische Kleidervorschrift gelten. In Extremfällen können sogar bis zu 15 Jahre Haft und umgerechnet mehr als 5000 Euro Strafe verhängt werden.

© dpa-infocom, dpa:230922-99-295467/3