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Atomkonzerne: Hohe Hürden für Laufzeitverlängerung

Ausgleich der Engpässe beim Gas- und Kohleimport wegen Ukraine-Konflikt. Diese Idee stößt bei Atomkonzernen auf Skepsis. Auch Grünen-Minister raten davon ab.

Kernkraftwerk Emsland
Als letzter Meiler abgeschaltet wird unter anderem spätestens am 31. Dezember das Kraftwerk Emsland. Foto: Friso Gentsch
Als letzter Meiler abgeschaltet wird unter anderem spätestens am 31. Dezember das Kraftwerk Emsland.
Foto: Friso Gentsch

Die wegen des Ukraine-Kriegs befürchteten Engpässe beim Gas- und Kohleimport lassen sich nach Einschätzung der deutschen Atomkonzerne kaum schnell durch längere Laufzeiten der Kernkraftwerke ausgleichen.

Eine Sprecherin von PreussenElektra, eine Eon-Tochterfirma, wies darauf hin, dass die Lieferung neuer Brennstäbe lange dauern würde. »Nach einer ersten Abschätzung gehen wir davon aus, dass frische Brennelemente in gut 1,5 Jahren zur Verfügung stehen könnten«, sagte sie der »Rheinischen Post«. Zudem müssten sich die Konzerne dann wohl neue Uran-Lieferanten suchen. »In den letzten Betriebsjahren unserer Kraftwerke haben wir das für die Brennelemente benötigte Uran aus Kasachstan und Russland sowie in geringen Mengen aus Kanada bezogen.«

Grüne raten von längeren Atom-Laufzeiten ab

Vor einem heutigen Treffen der Energieminister von Bund und Ländern sagte die RWE-Sprecherin dem Blatt: »Am Ende ist es an der Politik, über eine mögliche Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke zu entscheiden. Die genehmigungsrechtlichen und technischen Hürden für eine Verlängerung wären allerdings sehr hoch.«

Wirtschaftsminister Robert Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) raten von längeren Laufzeiten der drei noch verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland ab. »Im Ergebnis einer Abwägung von Nutzen und Risiken ist eine Laufzeitverlängerung der drei noch bestehenden Atomkraftwerke auch angesichts der aktuellen Gaskrise nicht zu empfehlen«, heißt es in einem gemeinsamen Prüfvermerk der beiden Häuser, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichtet.

Zuvor hatte etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gefordert, zur Sicherheit der Energieversorgung angesichts des Kriegs in der Ukraine die Laufzeiten zu verlängern. Am Netz sind in Deutschland nur noch die Atomkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2. Sie sollen bis Ende des Jahres ebenfalls abgeschaltet werden.

Hohe wirtschaftliche Kosten

Im Vermerk der Ministerien heißt es nun, eine Verlängerung der Laufzeiten könnte nur einen sehr begrenzten Beitrag zur Lösung des Problems leisten und dies zu sehr hohen wirtschaftlichen Kosten. Der Staat müsste in großem Umfang Risiken übernehmen. Dies stehe in keinem Verhältnis. Die AKW könnten auf Basis des geltenden Atomgesetzes nicht über dieses Jahr hinaus betrieben werden. Es wäre eine Änderung des Gesetzes notwendig und eine Zuteilung neuer Strommengen.

Außerdem dauere die Beschaffung, Herstellung und atomrechtliche Freigabe zur Herstellung neuer Brennelemente für einen funktionsfähigen Reaktorkern im Regelfall 18 bis 24 Monate, heißt es weiter. Mit Blick auf die Kosten wären neben dem Aufwand für den Weiterbetrieb auch die Entsorgung zusätzlicher Mengen radioaktiver Abfälle zu berücksichtigen.

Erst mit einer Beladung der Atomkraftwerke mit frischen Brennstäben würde zusätzlicher Strom produziert, heißt es weiter. Eine Verlängerung der Laufzeiten der drei AKW würde im Winter 2022/2023 keine zusätzlichen Strommengen bringen, sondern frühestens im Herbst 2023 nach erneuter Befüllung mit neu hergestellten Brennstäben. Der beschleunigte Atomausstieg wurde 2011 gesetzlich beschlossen.

Russland liefert mehr als 50 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases, und auch der Anteil der russischen Steinkohle in der Stromerzeugung in Deutschland liegt bei etwa 50 Prozent. In einzelnen Kraftwerken in Deutschland werden aktuell bis zu 75 Prozent russische Steinkohle verfeuert.

Bundesregierung zum Atomausstieg

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