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Aschermittwoch im Zeichen der Europawahl

Es ist wieder einmal ein Aschermittwoch in ungewissen Zeiten: Wie es nach der Europawahl Ende Mai mit der EU weitergeht, diese Frage dürfte im Zentrum stehen. CSU-Chef Söder zieht schon einmal klare Linien.

Markus Söder
CSU-Chef Markus Söder sieht die AfD in den westdeutschen Bundesländern auf dem absteigenden Ast. Foto: Peter Kneffel
CSU-Chef Markus Söder sieht die AfD in den westdeutschen Bundesländern auf dem absteigenden Ast. Foto: Peter Kneffel

Passau/Vilshofen (dpa) - Knapp drei Monate vor der Europawahl bringen sich die Parteien auf dem politischen Aschermittwoch für den Wahlkampf in Stellung.

Wie in jedem Jahr treten zahlreiche Spitzenpolitiker mehr oder weniger zeitgleich vor ihren Anhängern auf - Fernduelle der besonderen Art sind also gewiss.

CSU-Chef Markus Söder griff schon vor seinem Auftritt bei der CSU-Kundgebung in Passau die AfD an. »Die EU wird von Populisten und Nationalisten bedroht«, sagte er der »Passauer Neuen Presse« (»PNP«) und dem »Donaukurier« (jeweils Mittwoch). Der AfD warf Bayerns Ministerpräsident vor, den Austritt Deutschlands aus der EU zu fordern: »Das Ziel der AfD ist nicht, etwas Neues oder Besseres zu schaffen. Sie wollen bewusst das pure Chaos orchestrieren.« Das Verhalten vieler AfD-Funktionäre zeige zudem, »dass sie auf dem Weg zu einer verfassungswidrigen Organisation sind«. Söder meint, in den westdeutschen Ländern habe die AfD »den Zenit überschritten«.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer tritt - wie in den Vorjahren Kanzlerin Angela Merkel - am Abend im mecklenburgischen Demmin auf. Bei der SPD spricht unter anderem Bundesjustizministerin Katarina Barley, die auch Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Europawahl ist. Sie kündigte an, aus ihrem Auftritt keine Show machen zu wollen. »Politikerinnen und Politiker sollten sich so zeigen, wie sie sind, authentisch bleiben. Das werde ich jedenfalls auch weiterhin tun. Auch am politischen Aschermittwoch werde ich keine Show machen. Ich mache das auf meine Art«, sagte sie der »PNP«.

SPD-Chefin Andrea Nahles hatte sich bereits am Dienstagabend bei einem vorausblickenden Aschermittwochstreffen im thüringischen Suhl präsentiert.

Bei den Grünen treten unter anderen die Parteichefs Robert Habeck und Annalena Baerbock auf, bei der AfD soll der Parteivorsitzende Jörg Meuthen, bei der FDP Europawahl-Spitzenkandidatin Nicola Beer und bei der Linken Ex-Parteichef Klaus Ernst sprechen.

Bei der CSU will neben Söder der Spitzenkandidat der konservativen europäischen Parteienfamilie (EVP) für die Europawahl, CSU-Vize Manfred Weber, eine Rede halten. Im Falle eines guten Abschneidens bei der Abstimmung Ende Mai darf sich Weber berechtigte Hoffnungen auf den Posten des EU-Kommissionspräsidenten machen.

Für Söder ist es der erste Aschermittwoch als CSU-Vorsitzender. Zu seiner neuen Rolle, auch als bayerischer Regierungschef, sagte er: »Die Zeit des Rumpelns ist passé, von einem Ministerpräsidenten wird anderes erwartet.« Auf die Frage, welcher nun der wahre Söder sei, sagte er: »Das Leben ist eine Reise. Auf dieser Reise begegnen einem Erfahrungen. Und im Angesicht dieser Erfahrungen muss man sich bewähren. Ich habe an mich selbst immer den Anspruch gestellt, mich weiterzuentwickeln, zu lernen und den nächsten Schritt zu tun.«

Der politische Aschermittwoch feiert in diesem Jahr seinen 100. Jahrestag: 1919 hatte der bayerische Bauernbund anlässlich des Viehmarkts im niederbayerischen Vilshofen erstmals zu einer Kundgebung geladen - das Politspektakel war geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der politische Aschermittwoch von der Bayernpartei wiederbelebt, bevor die CSU und auch andere Parteien folgten.

Politischer Aschermittwoch: Vom Viehmarkt zum Politspektakel

Der Aschermittwoch ist der erste Tag der 40-tägigen Fastenzeit bis Ostern (die Sonntage werden nicht mitgezählt). 40 Tage deshalb, weil in der Bibel steht, dass Jesus so lange in der Wüste gefastet hat. In der Aschermittwochsmesse bekommen katholische Gläubige ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet. Das soll sie an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern: Asche zu Asche, Staub zu Staub. Nach dem sündigen Karneval sollen sich die Menschen bewusst machen, dass sie im Prinzip jederzeit sterben können und sich dann vor Gott verantworten müssen. Die Karnevalisten treffen sich an Aschermittwoch zum Fischessen. Fisch war früher vielerorts eine typische Fastenspeise, weil er billig zu haben war. (dpa)