Logo
Aktuell Inland

Ampel-Fraktionen wollen 138 Autobahnprojekte beschleunigen

Die Koalition will mehr Tempo machen beim Bau von Schienenwegen und der Sanierung von Brücken - aber auch bei bestimmten Autobahnprojekten. Umweltverbände kritisieren das.

Verkehr
Die Ampel-Fraktionen einigen sich auf wichtige Verkehrsreformen. Foto: Matthias Balk/DPA
Die Ampel-Fraktionen einigen sich auf wichtige Verkehrsreformen.
Foto: Matthias Balk/DPA

Die Ampel-Fraktionen wollen insgesamt 138 Autobahnprojekte in Deutschland beschleunigt umsetzen. Das geht aus einem Änderungsantrag von SPD, Grünen und FDP zu einem Gesetzentwurf der Bundesregierung hervor, welcher der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Hälfte der Projekte liegt in NRW. Bei den Projekten geht es um Stauschwerpunkte und Engstellen. Konkret geht es vor allem um eine Erweiterung von Fahrstreifen.

Die Regierungsfraktionen hatten sich am Montag auf wichtige Reformen im Verkehrsbereich geeinigt. Die Autobahnprojekte sollen künftig im »überragenden öffentlichen Interesse« liegen. Das soll Planungszeiten verringern. Es handelt sich laut Gesetzentwurf um Vorhaben, die nach dem geltenden Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen fest disponiert sind oder für die der Bedarfsplan einen vordringlichen Bedarf jeweils mit dem Zusatz »Engpassbeseitigung« feststellt und zu denen die Länder ihr politisches Einvernehmen erklärt haben. Die Projekte liegen neben Nordrhein-Westfalen in Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz.

»Unser Land erstickte bei Großprojekten bisher in Langsamkeit – jetzt bringen wir das LNG-Tempo endlich auch auf die Straße«, sagte Johannes Vogel, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion, am Dienstag in Berlin. Er nahm Bezug auf die schnelle Errichtung einer Infrastruktur zum Import von Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland. »Uns war wichtig, dass hier alle Verkehrsträger dabei sind. Auch klimaneutrale Autos müssen auf guten Straßen fahren.«

BUND: »Keine gute Entwicklung«

Kritik kam von Umweltverbänden. Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik des BUND, sagte: »Es ist keine gute Entwicklung, dass Autobahnen jetzt teilweise auf bis zu zehn Spuren verbreitert werden sollen.« Der BUND lehne die aktuellen Pläne ab, da sie Beschleunigung vor allem durch Einschränkung von Beteiligungs- und Rechtsschutzverfahren bei der Planungsgenehmigung erreichen wollten. Greenpeace-Mobilitätsexpertin Lena Donat sprach von einem »Desinteresse« am Schutz von Natur und Klima. »Jeder weitere Kilometer Autobahn zerstört Natur, verursacht noch mehr Stau und verschwendet viele Millionen an Steuergeldern für falsche Verkehrsprojekte.«

Der CDU-Verkehrspolitiker Felix Schreiner sagte, das Gesetz zur Genehmigungsbeschleunigung beinhalte viele richtigen Maßnahmen, sei aber kein großer Wurf. So fehle eine gesetzliche Stichtagsregelung, so dass veränderte Rahmenbedingungen nach Einreichen der Planungsunterlagen zum Zeitpunkt des Erlasses des Planfeststellungsbeschlusses keine Berücksichtigung mehr fänden. Die Ziele der Koalition, die Verfahrensdauer mindestens zu halbieren, würden nicht erreicht.

Die Ampel-Fraktionen hatten sich am Montag nach wochenlangen Verhandlungen neben einer schnelleren Planung und Genehmigung bestimmter Schienen- und Autobahnprojekte und der Sanierung maroder Brücken auch über eine Ausweitung der Lkw-Maut geeinigt - und außerdem auf eine Reform des Straßenverkehrsrechts.

© dpa-infocom, dpa:231016-99-587741/3