Die größte Übung von Luftstreitkräften seit Gründung der Nato kann beginnen. Die Vorbereitungen für »Air Defender 2023« seien abgeschlossen, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, auf dem Stützpunkt des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 »Immelmann« im schleswig-holsteinischen Jagel. »Damit sind insgesamt 25 Nationen bereit, diese Übung am Montag zu beginnen.«
Die Übung unter deutscher Führung in drei Lufträumen über Teilen Norddeutschlands und der Nordsee sowie in Teilen Ost- und Süddeutschlands dauert zehn Tage. Zu den Szenarien gehören den Angaben nach der Kampf gegen Drohnen und Marschflugkörper, der Schutz von Städten, Flug- und Seehäfen sowie die direkte Unterstützung von Bodentruppen. Gerhartz zufolge sollen die Auswirkungen auf den zivilen Luftverkehr so gering wie möglich ausfallen.
Nach Angaben des Inspekteurs der Luftwaffe sind 250 Flugzeuge an der Übung beteiligt, davon 190 Kampfflugzeuge. »Diese einzigartige Verlegung in ihrem Umfang ist in weniger als einer Woche abgeschlossen worden. Damit haben wir, die verschiedenen Luftwaffen, gezeigt, dass wir sehr schnell reagieren und agieren können.« Das größte Kontingent stellen die USA.
Den Vorschlag für »Air Defender 2023« habe er bei seinem Amtsantritt in den USA 2018 gemacht, sagte Gerhartz. Auslöser sei damals die Annexion der ukrainischen Krim durch Russland gewesen. »Uns war klar in Deutschland, auch nach den vielen Jahren in Afghanistan, dass wir uns wieder zurückbesinnen müssen auf die Fähigkeit der Landes- und Bündnisverteidigung.«
»Abschreckung mit einem Article five-Szenario darstellen«
Gerhartz zufolge sendet die Übung »keinerlei Signale gegen jemanden. Das Signal ist an uns, an die Nato-Nationen, dass wir in der Lage sind, gerade auf der Seite der Luftwaffen äußerst schnell reagieren zu können.« Oberstleutnant Jürgen Schönhöfer sagte bei einem ähnlichen Pressetermin auf dem Fliegerhorst Lechfeld in Bayern: »Wir wollen hier eine glaubwürdige Abschreckung mit einem Article five-Szenario darstellen.« Artikel fünf bezeichnet den Nato-Beistandsfall, bei dem die Streitkräfte der Verbündeten einem militärisch angegriffenen Mitgliedstaat helfen. »Logischerweise ist das auch ein klares Signal an Russland«, sagte Schönhöfer.
Zu möglichen Einschränkungen des zivilen Flugbetriebs während der Übung sagte Gerhartz: »Wir unternehmen natürlich alles bei dieser Übung, um die Einschränkungen auf den zivilen Luftverkehr so gering wie möglich zu halten.« Die Übung werde beendet sein, bevor das erste Bundesland in die Schulsommerferien gehe.
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