Kremlchef Wladimir Putin hat vor dem an diesem Donnerstag beginnenden zweiten russischen Afrika-Gipfel einen Ausbau der Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten angekündigt. Es sollten Handel und Investitionen sowie engere Kooperationen bei Problemen wie dem Kampf für Ernährungssicherheit, gegen Armut und Klimawandel angestoßen werden, schrieb Putin in einem am Mittwoch veröffentlichen Grußschreiben an die Teilnehmer des Gipfels, der seine Premiere 2019 hatte.
Putin wird selbst auch bei dem bis Freitag in St. Petersburg angesetzten Treffen der Staats- und Regierungschefs vieler afrikanischer Staaten erwartet.
Kreml wirft Westen Druck auf afrikanische Staaten vor
Kremlsprecher Dmitri Peskow teilte mit, dass einige Teilnehmer abgesagt hätten - offiziell aus Termingründen. Er warf dem Westen aber erneut Druck auf die afrikanischen Staaten vor. »Das ist eine absolut unverhohlene, dreiste Einmischung der USA, Frankreichs und anderer Staaten über ihre diplomatischen Vertretungen«, sagte er. Es gebe »Versuche, Druck auf die Führung dieser Länder auszuüben, um ihre aktive Teilnahme am Forum zu verhindern«.
Peskow meinte, dass das Treffen trotzdem ein Erfolg werde. Vertreten sind laut Kreml 49 der 54 Länder des Kontinents. Nur aus 17 kommen demnach Staats- und Regierungschefs. Vertreten seien auch alle großen regionalen afrikanischen Organisationen.
Putin: Afrika ein Pol in einer multipolaren Welt
»Afrika behauptet sich heute immer stärker in seiner Eigenschaft als einer der Pole einer sich formierenden multipolaren Welt«, schrieb Putin, der den Gipfel einmal mehr auch als Forum für seine Kritik am Westen nutzen will. Russland unterstütze die afrikanischen Partner bei der »Stärkung ihrer nationalen, kulturellen Souveränität, bei der aktiveren Teilhabe an einer Lösung regionaler und globaler Fragen«.
Putin, der in St. Petersburg einmal mehr zeigen will, dass er trotz seines Angriffskrieges gegen die Ukraine international nicht isoliert ist, plant laut Kreml unter anderem mehrere bilaterale Treffen und eine Rede. Er wolle auch die im Juni begonnenen Gespräche zur Friedensinitiative afrikanischer Staaten für eine Lösung des Konflikts um die Ukraine fortsetzen, hieß es. Zudem sollen Dutzende Regierungsabkommen auch zur wissenschaftlich-technischen und kulturell-humanitären Zusammenarbeit unterzeichnet werden.
Russland ist wichtiger Waffenlieferant für viele afrikanische Staaten. Geplant ist zudem eine Veranstaltung zu den Perspektiven von Atomenergie für die Energiesicherheit in Afrika und zum möglichen Einsatz russischer Nukleartechnologie. Verabschiedet werden soll erneut eine Gipfelerklärung - wie bei der ersten Auflage des Afrika-Treffens 2019 in Sotschi am Schwarzen Meer.
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