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Afrika-Delegation ruft Moskau zu Verhandlungen mit Kiew auf

Die Vertreter mehrerer afrikanischer Staaten tragen nach ihrem Besuch in Kiew ihre Friedensinitiative im Ukraine-Krieg bei Kremlchef Putin vor. Die Aussichten auf Erfolg sind gering.

Afrikanische Delegation zu Besuch in Russland
Präsident Putin (l) konferiert mit den Vertretern mehrerer afrikanischer Staaten in St. Petersburg. Foto: Pavel Bednyakov
Präsident Putin (l) konferiert mit den Vertretern mehrerer afrikanischer Staaten in St. Petersburg.
Foto: Pavel Bednyakov

Die Vertreter mehrerer afrikanischer Staaten haben bei ihrem Besuch in St. Petersburg Russland zu Verhandlungen mit der Ukraine aufgerufen. »Wir möchten Sie ermutigen, Verhandlungen mit der Ukraine aufzunehmen«, sagte der Vorsitzende der Afrikanischen Union und Präsident der Komoren, Azali Assoumani, laut Agentur Interfax bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin. Der südafrikanische Staatschef Cyril Ramaphosa erklärte demnach: »Wir sind davon überzeugt, dass für beide Seiten die Zeit gekommen ist, um Verhandlungen aufzunehmen und diesen Krieg zu beenden.«

Die Delegation, der auch Vertreter aus Ägypten, dem Senegal, Sambia, der Republik Kongo und Uganda angehören, erarbeitete im Zuge ihrer Friedensinitiative eigenen Angaben zufolge einen Zehn-Punkte-Plan. Die Hoffnung auf Erfolg ist nach fast 16 Monaten russischem Angriffskrieg aber äußerst gering. Vor ihrem Besuch in St. Petersburg war die Delegation am Freitag beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew.

Putin, der den Einmarsch ins Nachbarland am 24. Februar 2022 selbst angeordnet hatte, gab einmal mehr der Ukraine die Schuld daran, dass es derzeit keine Friedensverhandlungen gibt. Kiew wiederum macht immer wieder klar, dass ein Abzug der russischen Besatzer eine Bedingung für Gespräche sei. Russland aber beharrt auf der Anerkennung mehrerer völkerrechtswidrig annektierter ukrainischer Gebiete als russisch.

Für afrikanische Staaten ist Kriegsende im eigenen Interesse

Viele afrikanische Staaten leiden stark unter dem Krieg in der Ukraine, weil sie auf Getreide- und Düngerexporte aus Russland und der Ukraine angewiesen sind. Südafrikas Präsident Ramaphosa forderte nun, alle Hindernisse für das unter internationaler Vermittlung zustande gekommene Getreide-Abkommen aus dem Weg zu räumen.

Russland wiederum ist aufgrund der Abkehr ehemaliger westlicher Partner derzeit besonders auf gute Kontakte zu afrikanischen Staaten angewiesen. Mit Spannung wird zudem auf einen Gipfel der Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) im August in Südafrika geblickt, zu dem auch Putin eingeladen ist: Weil dieser wegen seines Angriffskriegs inzwischen mit internationalem Haftbefehl gesucht wird, würde ihm dort die Verhaftung drohen.

© dpa-infocom, dpa:230617-99-93377/3