Zehn Monate nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan warten nach Angaben des Patenschafts-Netzwerks für einstige Ortskräfte der Bundeswehr immer noch bis zu 10.000 Menschen auf ihre Ausreise nach Deutschland.
Neben Ortskräften und ihren Familien seien darunter viele Subunternehmer, die im Auftrag der Bundeswehr in Afghanistan tätig gewesen seien, sagte Lothar Hankel, Ex-Oberstabsfeldwebel und Leiter der Regionalgruppe Köln/Bonn des Patenschafts-Netzwerks dem »Kölner Stadt-Anzeiger«.
Spendenaufkommen stark zurückgegangen
Der Verein habe 324 Menschen retten können, die auf einer Liste besonders gefährdeter Personen stünden, die man dem Auswärtigen Amt zur Verfügung gestellt habe. Jetzt seien die finanziellen Mittel erschöpft, auch weil das Spendenaufkommen stark zurückgegangen sei. Zu vielen der gefährdeten Menschen habe man inzwischen den Kontakt verloren.
Zum Jahrestag des Machtwechsels im August will der Verein bei einem Tageskongress in Berlin auf das Problem aufmerksam machen. Zu dem Kongress sollen auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, und die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Agnes Strack-Zimmermann (FDP), eingeladen werden.
Die Taliban hatten Anfang Mai 2021 eine Militäroffensive in Afghanistan gestartet, nachdem die USA ihren Abzug aus dem Land verkündet hatten. Die Islamisten eroberten erst hunderte Bezirke und ab Anfang August binnen weniger Tage fast alle Provinzhauptstädte. Die Hauptstadt Kabul nahmen sie Mitte August kampflos ein.
© dpa-infocom, dpa:220609-99-596630/2