Bei der deutschen Anti-Geldwäsche-Einheit FIU sind nach Angaben aus dem Finanzministerium rund 100.000 Verdachtsmeldungen unbearbeitet liegengeblieben. Die Fälle hätten sich über Monate mehr und mehr angestaut, hieß es aus dem Haus von Minister Christian Lindner (FDP). Grund dafür sei unter anderem eine Gesetzesänderung, durch die es neue Berichtspflichten und insgesamt deutlich mehr Meldungen gegeben habe.
Seit Anfang Dezember setze man nun bis zu 120 zusätzliche Beschäftigte aus anderen Bereichen der Zollverwaltung ein, um den Rückstand aufzuarbeiten.
In der vergangenen Woche war FIU-Chef Christof Schulte »aus persönlichen Gründen« von seinem Posten zurückgetreten. Interimsweise soll Abteilungsdirektor Tilman Peters die Behörde nun führen - die Nachbesetzung der Stelle werde parallel mit »höchster Priorität« vorangetrieben, hieß es.
Lindner will im Kampf gegen Geldwäsche eine neue Struktur etablieren und ein Bundesfinanzkriminalamt schaffen. Die Steuergewerkschaft mahnte zur Eile bei der Neuorganisation. »Notwendig ist ein Dreiklang aus hochqualifiziertem Personal, einer hervorragenden IT-Infrastruktur und entsprechenden Entscheidungsbefugnissen«, sagte der Vorsitzende Florian Köbler dem »Handelsblatt«. In Deutschland würden jedes Jahr rund 100 Milliarden Euro gewaschen. »Das darf so nicht weitergehen.«
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