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Studie: Ursprung des Mpox-Ausbruchs liegt länger zurück

Ein Ausbruch von Mpox überraschte voriges Jahr nicht nur Deutschland, damals noch unter dem Namen Affenpocken. Um die Vorgeschichte zu verstehen, haben Forschende Gen-Veränderungen des Erregers untersucht.

Mpox
Forschende haben Gen-Veränderungen des Mpox-Erregers näher untersucht. Foto: National Institute of Allergy and Infectious Diseases/DPA
Forschende haben Gen-Veränderungen des Mpox-Erregers näher untersucht.
Foto: National Institute of Allergy and Infectious Diseases/DPA

Der Ursprung des internationalen Mpox-Ausbruchs (vormals Affenpocken) 2022 liegt laut einer Studie schon länger zurück.

Aufgrund einer markanten Veränderung des Musters und der Häufigkeit von Mutationen sei anzunehmen, dass der Erreger mindestens seit 2016 unter Menschen zirkuliert, berichten Forschende im Fachjournal »Science«. Anhand der Beobachtungen sollte dem Team zufolge etwa der Umgang mit Ausbrüchen angepasst werden. Weltweite Überwachung sei nötig, wenn man das Virus beim Menschen eliminieren wolle.

Wie die WHO kürzlich berichtet hatte, stiegen die registrierten Mpox-Fallzahlen in der europäischen Region zuletzt wieder deutlich an: 229 Fälle seien dort im September beobachtet worden, eine Zunahme um 660 Prozent im Vergleich zu August. In der Hochphase von 2022 gab es in der Region mehr als 8000 registrierte Fälle pro Monat.

Die WHO hob für diesen September insbesondere Portugal, Spanien, das Vereinigte Königreich, Deutschland und Irland hervor. Es gebe keine offizielle Information darüber, dass die in diesen Ländern berichteten Fälle und Cluster mit einem bekannten Event in Zusammenhang stünden. Ansonsten berichtet die WHO von uneinheitlichen Entwicklungen je nach Region. In Deutschland spielt sich der Ausbruch mittlerweile insbesondere noch in Berlin ab, die dortigen Behörden meldeten rund drei Dutzend Nachweise seit der letzten Juli-Woche.

Mehr als 91.000 Mpox-Infektionen in 115 Ländern

Mpox sei lange Zeit als Krankheit betrachtet worden, die beim Kontakt mit Nagetieren in West- und Zentralafrika auf Menschen übertragen wird, schreibt das Team in »Science«. Fälle seien als voneinander unabhängige Einträge aus dem Tierreich mit anschließend begrenzter Weitergabe unter Menschen behandelt worden. Das sei für eine der Mpox-Virus-Kladen bislang auch weiterhin zutreffend, schreibt das Team um Áine O'Toole von der University of Edinburgh. Für Klade IIb jedoch seien die meisten Fälle seit 2016 wahrscheinlich das Ergebnis von Mensch-zu-Mensch-Übertragung. In zahlreichen Staaten fehle es an Möglichkeiten zum Erkennen von Fällen.

Von Mai 2022 an steckten sich in vielen Ländern ohne bekannte Reservoire in der Tierwelt unerwartet viele Menschen mit Mpox an - auch in Deutschland. Auffällig in damaligen Proben waren zahlreiche Mutationen im Vergleich zu älteren Virus-Sequenzen. In der Studie wird die mehrfach erhöhte Mutationsrate als Folge der anhaltenden Auseinandersetzung mit dem menschlichen Immunsystem beschrieben.

Das auffälligste Symptom der Krankheit sind Bläschen und Pusteln auf der Haut. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte wegen Mpox vergangenes Jahr einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dieser wurde im Mai 2023 wieder beendet, nachdem die Fallzahlen deutlich gesunken waren. Insgesamt erfasste die WHO von Januar 2022 bis Ende September 2023 mehr als 91.000 Mpox-Infektionen in 115 Ländern und knapp 160 Tote.

Mpox-Viren werden durch engen Körperkontakt übertragen. Überwiegend betroffen waren im Zuge des Ausbruchs nach WHO-Angaben Männer, die Sex mit Männern haben. Hierzulande wurden laut einer Datenbank des Robert Koch-Instituts insgesamt bislang knapp 3740 Fälle bekannt, davon 3671 im Jahr 2022.

© dpa-infocom, dpa:231103-99-805890/2