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Künstliche Grundwasseranreicherung Lösung bei Dürre?

Dürreperioden gefährden nicht nur die Natur, sondern auch das Grund- und damit unser Trinkwasser. Aufgefangenes Regenwasser könnte Abhilfe schaffen. Doch dafür braucht es bestimmte Bedingungen.

Krugpfuhl
Der Krugpfuhl in Berlin-Pankow ist fast verschwunden. Foto: Fabian Sommer/DPA
Der Krugpfuhl in Berlin-Pankow ist fast verschwunden.
Foto: Fabian Sommer/DPA

Die Anreicherung von künstlichem Grundwasser bei Starkregen könnte der Berliner Hydrogeologin Irina Engelhardt zufolge in Zukunft während Dürreperioden für Abhilfe sorgen.

»In manchen Regionen sehen wir einen ordentlichen Abfall des Grundwasserspiegels«, sagte die Leiterin des Lehrstuhls für Hydrogeologie an der Technischen Universität Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Dabei ist es für Menschen, Tiere und Natur unverzichtbar - etwa als Trinkwasser aus dem Hahn, zum Bewässern von Feldern oder dem Tränken von Tieren. Daher braucht es Engelhardt zufolge schon jetzt dringend Maßnahmen, um Wasser auch bei lang anhaltender Trockenheit weiterhin ausreichend zur Verfügung zu stellen.

Künstliches Grundwasser gegen Trockenheit

Die Idee der künstlichen Grundwasseranreicherung sieht vor, nicht versickerndes Regenwasser bei Starkregen im Frühling, Herbst und Winter aufzufangen. Besonders in dicht besiedelten Städten wie Berlin gelangt das Wasser nur schwer in den Boden. Nicht nur für die Natur ist das schädlich, auch für das Grundwasser. Denn wenn das Regenwasser in die Kanalisation fließt, ist es für die Grundwasseranreicherung verloren.

Um das zu vermeiden, könnte es in großen Becken zwischengespeichert werden, erklärte Engelhardt. Idealerweise passiert das der Wissenschaftlerin zufolge in Senken, Seen oder Reservoiren. »Das Becken zur Zwischenspeicherung müsste mindestens so groß sein wie ein See.« Allerdings gebe es in Deutschland abgesehen von klassischen Talsperren bislang keine Speicherbecken in dieser Größenordnung. Später könne das Wasser dann künstlich im Boden versickert lassen werden, um die Grundwassermenge bei Bedarf zu erhöhen.

Eine weitere Möglichkeit der künstlichen Aufbereitung bestehe darin, Flusswasser zu entnehmen und versickern zu lassen. In Berlin etwa werde das bereits getan. Nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe werden je nach Jahreszeit zehn Prozent des Trinkwassers aus künstlich angereichertem Grundwasser gewonnen, das zuvor der Havel entnommen wurde.

Deutschland benötigt künstliche Grundwasseranreicherung

Um Berlin allerdings macht sich Engelhardt weniger Sorgen als um andere Regionen Deutschlands: »Das Wasserproblem in Berlin ist aus meiner Sicht noch begrenzt.« Da es in der Hauptstadt bereits vor 100 Jahren an Grundwasser mangelte, werde ein Großteil des Berliner Trinkwassers durch sogenannte Uferfiltration gewonnen - also aus Brunnen, die versickertes Oberflächenwasser von nahe gelegenen Flüssen oder Seen verwenden. Laut den Wasserbetrieben ist die Trinkwasserversorgung stabil.

Trotzdem geht die Wissenschaftlerin davon aus, dass Deutschland in Zukunft nicht mehr ohne künstliche Grundwasseranreicherung auskommen werde. In Ländern wie Spanien oder Israel sei die Praxis längst Alltag. »Wir sollten auf jeden Fall anfangen, kontinuierlich neue technische Maßnahmen einzuführen, die auch Anpassungen im Wasserrecht erfordern können.« Zum Beispiel auch bei der Verwendung von gereinigtem Abwasser, dessen Einsatz - etwa für die Bewässerung von Grünflächen - in Deutschland bislang rechtlich nicht möglich ist.

Natürlich müsse die Wiederverwendung von Abwasser und Regenwasser streng überwacht werden und Kläranlagen auf weitere Reinigungsstufen technisch aufrüsten, sagte Engelhardt. Es könnten eine Vielzahl von Schadstoffen enthalten sein. Die Berliner Wasserbetriebe haben daher im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Euro in die Reinigungsqualität der eigenen Kläranlagen investiert. Denn: »Gereinigtes Abwasser ist perspektivisch eine wichtige Ressource für den Landschaftswasserhaushalt«, teilte eine Sprecherin mit.

© dpa-infocom, dpa:230725-99-520414/2