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Fehlgeschlagener »Artemis«-Start: Nasa sucht nach Ursachen

Nach langer Verzögerung will die Nasa einen wichtigen Schritt gehen, um spätestens 2025 wieder Menschen zum Mond zu schicken. Doch der Start eines Testflugs muss verschoben werden.

NASA-Mondrakete
Die neue NASA-Mondrakete auf der Startrampe 39-B im Kennedy Space Center in Cape Canaveral. Es ist 50 Jahre her, dass letztmals ein Mensch den Mond betreten hat. Foto: Brynn Anderson
Die neue NASA-Mondrakete auf der Startrampe 39-B im Kennedy Space Center in Cape Canaveral. Es ist 50 Jahre her, dass letztmals ein Mensch den Mond betreten hat.
Foto: Brynn Anderson

Nachdem die US-Weltraumbehörde Nasa den Start einer unbemannten Mond-Mission abgesagt hat, sucht sie nach den Gründen für das Problem. »Der Start von Artemis I wird heute nicht mehr stattfinden. Die Teams arbeiten an einem Problem mit einem Triebwerk-Leck«, teilte die Nasa mit, wenige Minuten nach Beginn des zweistündigen Zeitfensters für den Launch. »Wir starten nicht, bevor alles stimmt«, sagte Nasa-Chef Bill Nelson kurz darauf. »Dies ist ein sehr kompliziertes System und alle Dinge müssen stimmen.« Auch seine eigene »Space Shuttle«-Mission sei vier Mal verschoben worden.

Als weitere mögliche Starttermine nannte die Nasa den 2. und den 5. September. Noch sei aber unklar, ob die aufgetretenen Probleme bis dahin behoben werden könnten. In beiden Fällen wären die Start-Fenster kürzer als am Montag, hieß es weiter. »Freitag ist definitiv möglich«, sagte Missions-Chef Mike Sarafin. »Wir brauchen aber Zeit, um auf alle Daten zu schauen.« Am Dienstag komme ein Team von Ingenieuren erneut zusammen, um das weitere Vorgehen zu beraten, am Abend (Ortszeit) soll es eine erneute Pressekonferenz geben. 

Gewitter, Software-Probleme und ein Leck

Am Samstag sei bereits ein Blitz in einen der Tower neben der 32 Stockwerke hohen Rakete eingeschlagen, sagte Sarafin. Ein kleineres Problem mit der Software-Konfiguration zum Tanken sei schnell behoben worden, beim Betanken mit Wasserstoff sei zudem schnell ein Leck festgestellt und behoben worden. Es sei dann aber nicht gelungen, eines der vier Triebwerke auf eine nötige Zieltemperatur zu bringen. »Unser Team sah dann auch ein Problem mit einem Lüftungsventil und wir dachten, dass wir etwas mehr Zeit brauchen«, meinte Sarafin. Außerdem hätten sich mögliche Wetterprobleme im zweistündigen Launch-Zeitfenster angekündigt.

Die »Space Launch System«–Rakete und die »Orion«-Raumschiffkapsel seien aber weiterhin in sicherem und stabilem Zustand, teilte die Nasa ergänzend mit. »Die Rakete und ihre Komponenten bestehen aus Millionen Teilen«, sagte Nelson bei einer Pressekonferenz rund fünf Stunden nach dem geplatzten Start. »Unnötig zu erwähnen, dass diese Komplexität respekteinflößend wird, wenn man auf einen Countdown hinarbeitet.« 

»Wir werden zum Mond zurückkehren«

»Wir haben zwar auf den Start von Artemis I gehofft, aber der Versuch heute liefert uns wichtige Daten zum Test der stärksten Rakete der Geschichte«, schrieb Vize-Präsidentin Kamala Harris auf Twitter. Sie war zum geplanten Start nach Cape Canaveral angereist. »Unser Engagement im Artemis-Programm bleibt standfest und wir werden zum Mond zurückkehren.«

Der rund 40 Tage dauernde unbemannte Testflug »Artemis I« soll die Rückkehr zu bemannten Flügen zum Mond einläuten. Frühestens 2025 will die Nasa mit ihrer Mission »Artemis II« wieder Menschen dorthin schicken, erstmals auch eine Frau und eine nicht-weiße Person. Schon bei früheren Tests waren Probleme aufgetreten und der ursprüngliche Zeitplan hatte sich verzögert.

»Das ist eine Verschiebung, aber es geht definitiv weiter«, sagte der deutsche Astronaut Matthias Maurer in einer Sondersendung beim Sender Phoenix. »Jedes Detail muss funktionieren«, sagte Maurer weiter. »Man hat gewisse Reserven und Redundanzen eingebaut und vorgesehen, aber die möchte man natürlich nicht schon verspielen vor dem Start.« Astronaut Alexander Gerst ergänzte mit Blick auf »Artemis I«: »Das ist der letzte Test. Beim nächsten sollen schon Menschen mitfliegen. Und da will man natürlich kein Risiko eingehen.«

© dpa-infocom, dpa:220828-99-541140/10