Logo
Aktuell Wissenschaft

Deutschland bei Patenten von Frauen bei den Schlusslichtern

Die gute Nachricht: Die Beteiligung von Frauen an Patenten in Deutschland hat sich seit den 1980er-Jahren fast verfünffacht. Die schlechte: Es sind immer noch nur zehn Prozent.

Frau im Labor
Eine Frau pipettiert in einem Labor. Foto: Sebastian Gollnow
Eine Frau pipettiert in einem Labor.
Foto: Sebastian Gollnow

Bei der Beteiligung von Frauen an Erfindungen gehört Deutschland zu den europäischen Schlusslichtern. Nur jeder zehnte in deutschen Anmeldungen beim europäischen Patentamt genannte Erfinder ist weiblich, wie das Europäische Patentamt (EPA) mitteilte. Das ist für den betrachteten Zeitraum von 2010 bis 2019 der drittniedrigste Wert unter den am EPA beteiligten Staaten. Nur in Liechtenstein und Österreich ist der Anteil noch niedriger.

Dass es auch anders geht, zeigen in Europa unter anderem Lettland mit einem Frauenanteil von 30,6 Prozent, Portugal (26,8 Prozent), Kroatien (25,8) und Spanien (23,2). Auch Frankreich mit 16,6 Prozent liegt deutlich vor Deutschland und über dem europäischen Durchschnitt von 13,2 Prozent.

International lassen unter anderem China mit 26,8 Prozent und Südkorea mit 28,3 Prozent Deutschland weit hinter sich. Auch die USA schneiden mit 15 Prozent deutlich besser ab. Nur Japan liegt in der Gruppe der Länder mit den höchsten Patentaufkommen mit 9,5 Prozent knapp hinter der Bundesrepublik.

Nordosten innerhalb Deutschlands vorne

Innerhalb Deutschlands finden sich die höchsten Frauenanteile im Norden und Osten. Mecklenburg-Vorpommern kommt auf 16,5 Prozent, Hamburg auf 16,4 und Berlin auf 13,2 Prozent. Dagegen schneiden Baden-Württemberg mit 7,5, Bayern mit 8,0 und Niedersachsen mit 8,4 Prozent unterdurchschnittlich ab.

Zum schwachen deutschen Abschneiden trägt dem EPA-Experten Ilja Rudyk zufolge auch der Technologiemix bei. In der Bundesrepublik liege er stärker auf Maschinenbau und Elektrotechnik. Diese beiden Bereiche haben mit europaweit 5,2 beziehungsweise 7,3 Prozent deutlich unterdurchschnittliche Frauenanteile bei den Patentanmeldungen. Der Technologiebereich mit dem höchsten Frauenanteil ist dagegen die Chemie mit 22,4 Prozent.

Zudem haben in Deutschland Privatunternehmen einen überdurchschnittlichen Anteil an den Patentanmeldungen - bei ihnen ist der Frauenanteil allerdings niedriger als bei Hochschulen und öffentlichen Einrichtungen. Und selbst die Hochschulen und öffentlichen Einrichtungen in Deutschland schneiden unterdurchschnittlich ab: Liegt der Frauenanteil an den Erfindern bei ihnen europaweit bei 19,4 Prozent, sind es in Deutschland nur 13,7 Prozent.

Die Studie zeige Lücken, die geschlossen werden müssten, »um das volle Potenzial von Erfinderinnen in Europa auszuschöpfen«, sagte EPA-Präsident António Campinos. »Wenngleich in den letzten Jahrzehnten einige Fortschritte erzielt worden sind, muss noch mehr getan werden, um die Teilhabe von Frauen im Patentbereich zu stärken.« Die Förderung von Frauen bei Wissenschaft und Innovation sei eine große Herausforderung für Europa und ein Schlüsselfaktor für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit.

© dpa-infocom, dpa:221108-99-424329/2