Derzeit brodelt es auf der Sonne. Während Satellitenbetreiber noch dabei sind, die Folgen der großen Sonnenstürme des vergangenen Wochenendes im Detail zu analysieren, folgte bereits eine noch größere Eruption aus derselben riesigen Sonnenfleckgruppe namens AR 3664.
Die Sonne hat sich inzwischen jedoch weitergedreht und AR 3664 ist etwas zur Seite gerückt, so dass aus Astronomensicht bei Ausbrüchen höchstens nur noch ein Teil des ausgeworfenen Sonnenmaterials die Erde treffen sollte.
Auch die Raumfahrer auf der Raumstation ISS können von Sonnenstürmen betroffen sein. »Die Entscheidung, ob die Crew der ISS während eines Sonnensturms in einen Schutzbereich gehen muss, hängt von der Stärke des Sonnensturms sowie der potenziellen Strahlenbelastung für die Crew ab«, sagte Esa-Astronaut Alexander Gerst der Deutschen Presse-Agentur. Bei dem Sonnensturm vom Wochenende bestand der Nasa zufolge keine direkte Gefahr für die ISS-Crew.
Astronomen rechnen mit weiteren Eruptionen
Die Aktivität der Sonne schwankt in einem etwa elfjährigen Zyklus. Der aktuelle Zyklus hat gerade sein Maximum - ein solches dauert ein paar Jahre, in denen es stets relativ viele Sonneneruptionen gibt. »Am Dienstag haben wir die bislang stärkste Eruption des ganzen Zyklus gesehen«, sagte Sami Solanki vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen. Ob die Spitze des derzeitigen Maximums nun schon erreicht sei, lasse sich nicht sagen.
Der aktuelle Sonnenzyklus sei bereits etwas stärker als der vorherige, erläuterte der Astronom Volker Bothmer von der Universität Göttingen. Er schätzt, dass das Maximum noch etwa zwei Jahre andauert und dann abfällt. Ob die Aktivität noch stärker werde oder nicht, könne er nicht vorhersagen. Die Zahl der Sonnenflecken ist nach Noaa-Daten derzeit zumindest noch längst nicht so hoch wie bei der Spitze der Maxima etwa Ende der 1950er- und Anfang der 2000er-Jahre.
Sonnenstürme der letzten Tage hatten Folgen
Bei der großen Eruption vom Dienstag ist nach Angaben des Weltraumwetter-Vorhersagezentrums (SWPC) der US-Atmosphärenbehörde Noaa auch der bisher stärksten Flare - eine Art riesiger Lichtblitz - des derzeitigen Sonnenzyklus entstanden. Seine Strahlung habe zu Ausfällen von Hochfrequenz-Funksignalen in Gesamtamerika geführt. Amateurfunker, Flieger und Seefahrer könnten einen plötzlichen Signalverlust bei hohen Frequenzen bemerkt haben. Geomagnetische Auswirkungen wie Polarlichter galten als unwahrscheinlich.
Der große Sonnensturm des vergangenen Wochenendes wiederum hat nicht nur farbenfrohe Polarlichter in zahlreichen Regionen weltweit verursacht, sondern auch Funktionsstörungen von mehreren Satelliten, etwa bei der europäischen Raumfahrtbehörde Esa. »Es sind auch Esa-Satelliten betroffen, aber wir sammeln noch Daten«, bestätigte eine Esa-Sprecherin. Einige Satelliten in der Erdumlaufbahn seien durch die Veränderung des atmosphärischen Luftwiderstands, der immer auf sie wirke, leicht vom Kurs abgekommen, sagte sie. Kurskorrekturen sollen sie nun wieder auf ihre Bahnen bringen.
Mehrere Landwirte in Nordamerika klagten über einen Ausfall des satellitengestützten US-Navigationssystem GPS, wie unter anderem die »New York Times« berichtete. Sie mussten demnach ihre Aussaat unterbrechen, da sie das System bei ihrer Arbeit auf den Feldern nutzen. Nach einem Bericht des Magazins »Nature« waren auch Internetverbindungen von Starlink vorübergehend beeinträchtigt, das zum Raumfahrtunternehmen SpaceX gehört und tausende Satelliten hat. Die Instrumente des »Chandra«-Röntgenobservatoriums der US-Raumfahrtbehörde Nasa seien vorübergehend verstaut worden, um sie zu schützen. Es umkreist die Erde und beobachtet das All.
Trifft es nun den Mars?
Auch wenn die Sonnenfleckgruppe AR 3664 von der Erde aus gesehen hinter der Sonne verschwindet, können Astronomen sie weiter analysieren. Die Raumsonde »Solar Orbiter« umkreise die Sonne und beobachte sie aus anderen Richtungen als von der Erde, sagte Solanki, dessen Institut daran beteiligt ist. Forscher erwarten, dass demnächst ein koronaler Massenauswurf auf den Mars prallen könnte, sagte Shannon Curry, Planetenwissenschaftlerin an der Universität von Colorado Boulder, dem Magazin »Nature«.
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