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ZF und Wolfspeed bauen neues Chipforschungszentrum

Die Politik will Europas Abhängigkeit von Ostasien und den USA in der Chipindustrie mindern. Dementsprechend willkommen ist ein neues Halbleiter-Forschungszentrum im Raum Nürnberg.

ZF und Wolfspeed
Wolfspeed-CEO Gregg Lowe bei einer Veranstaltung des Getriebeherstellers ZF Group im Saarland. Foto: Harald Tittel
Wolfspeed-CEO Gregg Lowe bei einer Veranstaltung des Getriebeherstellers ZF Group im Saarland.
Foto: Harald Tittel

Der US-Chiphersteller Wolfspeed und der Autozulieferer ZF wollen im Raum Nürnberg ein gemeinsames europäisches Hightech-Forschungszentrum errichten. Entwickelt und verbessert werden sollen dort Halbleiter aus Siliziumkarbid für Autoindustrie, sonstige Fahrzeughersteller und Ökostromanlagen. Unterstützt wird das Projekt sowohl vom Bund als auch von der bayerischen Staatsregierung, wie die beiden Unternehmen am Mittwoch mitteilten.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezifferte das Investitionsvolumen bei einer Pressekonferenz auf 300 Millionen Euro. Bayern steuert davon nach Angaben von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) 40 Millionen Euro bei.

Das Forschungszentrum soll die ebenfalls geplante gemeinsame Chipfabrik ergänzen, die ZF Friedrichshafen und Wolfspeed im Saarland errichten wollen. »Von diesem Projekt profitiert ganz Europa«, erklärte ZF-Vorstandschef Holger Klein. Ein Schwerpunkt der Entwicklungsarbeit sollen Halbleiter für Elektromobilität sein, wie Wolfspeed-Chef Gregg Lowe sagte.

Ohne Halbleiter geht fast nichts

Halbleiter sind die Grundlage zahlloser elektronischer Schaltungen, Transistoren und Prozessoren. Gebräuchlichstes Material ist bislang Silizium. Halbleiter aus Siliziumkarbid sind laut Wolfspeed leistungsfähiger, da sie höhere Schaltfrequenzen erlauben und bei höheren Temperaturen betrieben werden können. Eine praktische Anwendung ist demnach schnelleres Laden von Elektroauto-Akkus.

In dem Forschungszentrum sollen nach Worten Söders etwa 150 bis 200 Menschen arbeiten. Der genaue Standort steht noch nicht fest, die Entscheidung soll laut ZF-Vorstandschef Klein in den nächsten Wochen fallen. Wirtschaftsminister Aiwanger sprach von einem »Freudentag« für Bayern. Grundlage der Entscheidung für Bayern war demnach das günstige Umfeld: Forschungseinrichtungen und andere Hightech-Unternehmen. Die finale Zustimmung der EU-Kommission steht noch aus.

Dominant in der Chipbranche sind Unternehmen aus Taiwan, Japan, Südkorea und den USA, ein wichtiger europäischer Hersteller ist Infineon in München. Die EU will die Stellung Europas in der Chipindustrie stärken. Der südkoreanische Samsung-Konzern hat allerdings für die nächsten zwanzig Jahre gigantische Investitionen in Halbleiter und Chips in Höhe von 230 Milliarden Dollar angekündigt, inklusive mehrerer neuer großer Fabriken. China, das bei Halbleitern unter US-Handelsbeschränkungen leidet, will ebenfalls hohe Summen investieren und eine technologische Führungsrolle in der Elektronik einnehmen.

© dpa-infocom, dpa:230503-99-541297/3