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ZEW: Finanzexperten erwarten sinkende Inflation im Euroraum

Hohe Preise für Energie und Lebensmittel machen das Leben für die Menschen im Euroraum teuer. Die Europäische Zentralbank müht sich, die Inflation zu drücken. Nun wächst der Optimismus bei Experten.

Inflation im Euroraum
Die Inflation im Euroraum war insbesondere wegen gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise oben geschnellt. Foto: Sven Hoppe/DPA
Die Inflation im Euroraum war insbesondere wegen gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise oben geschnellt.
Foto: Sven Hoppe/DPA

Die Inflationsrate im Euroraum dürfte nach Einschätzung von Finanzmarktexperten noch Jahre über dem Ziel der Europäischen Zentralbank liegen. Die Inflationserwartungen der Fachleute sinken aber erstmals seit langem spürbar, wie eine Umfrage des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW zeigt.

Frank Brückbauer, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte, sprach von einer Trendwende. »Nachdem im Mai 2023 erstmals kein weiterer Anstieg der Inflationserwartungen der Finanzmarktexpertinnen und -Experten verzeichnet wurde, sinken sie nun im August 2023 das erste Mal merklich.« Die Inflationserwartungen blieben aber auf hohem Niveau, sagte er. Die Inflationsraten im Euroraum dürften bis mindestens 2025 weiter deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB liegen.

Die Finanzmarktexperten erwarten laut Umfrage Inflationsraten von im Schnitt 5,5 Prozent, 3,3 Prozent und 2,5 Prozent für die Jahre 2023, 2024 und 2025. Im Mai waren die Experten noch von höheren Raten von 5,8 Prozent und 3,7 Prozent in diesem und im kommenden Jahr ausgegangen. An der ZEW-Umfrage nahmen 125 Finanzfachleute teil.

Inflation war infolge des Ukraine-Kriegs gestiegen

Mit ihren Schätzungen sind sie etwas pessimistischer als die EZB, die dieses Jahr eine Inflationsrate von im Mittel 5,4 Prozent erwartet. Steigende Löhne im Euroraum blieben ein wichtiger Inflationstreiber, sagte Brückbauer. Dämpfend wirke hingegen die schwache Konjunktur.

Die Inflation im Euroraum war insbesondere wegen gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise im Zuge des Ukraine-Kriegs nach oben geschnellt. Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die EZB mit einer beispiellosen Serie von bislang neun Zinserhöhungen darauf reagiert.

Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, liegt bei 4,25 Prozent. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohe Teuerungsraten dämpfen kann. Die Inflation in der Eurozone sinkt zwar: Im Juni lag sie bei 5,5 Prozent nach 6,1 Prozent im Mai. Damit liegt die Rate aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie das mittelfristige Inflationsziel der EZB von zwei Prozent, bei dem sie Preisstabilität gewahrt sieht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigt sich entschlossen im Kampf gegen die Inflation. Mit Blick auf die nächste Sitzung des EZB-Rates im September schloss sie jedoch erstmals eine Zinspause nicht aus.

© dpa-infocom, dpa:230819-99-883503/3