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Zähes Ringen bei den Metall-Tarifverhandlungen geht weiter

Durchbruch oder Arbeitskampf: Im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektrobranche wollen Gewerkschaft und Arbeitgeber im Südwesten einen Pilotabschluss zimmern.

Fortsetzung Tarifverhandlungen Metall- und Elektroindustrie
IG-Metall-Bezirksleiter Baden-Württemberg Roman Zitzelsberger (l) und Harald Marquardt, Stellvertretender Vorsitzender Südwestmetall, nehmen an den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie teil. Foto: Marijan Murat
IG-Metall-Bezirksleiter Baden-Württemberg Roman Zitzelsberger (l) und Harald Marquardt, Stellvertretender Vorsitzender Südwestmetall, nehmen an den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie teil.
Foto: Marijan Murat

Die wohl entscheidenden Tarifgespräche für die deutsche Metall- und Elektrobranche kommen nur zäh voran. Vor Mitternacht wurde mit keinem Ergebnis gerechnet, wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstagabend aus Verhandlungskreisen in Ludwigsburg bei Stuttgart erfuhr. Über den Stand der Gespräche wurden keine Angaben gemacht. Zuvor hatte eine IG-Metall-Sprecherin erklärt, die ersten Gespräche seien konstruktiv gelaufen.

Pilotabschluss als Ziel

In der fünften Tarifrunde im Bezirk Baden-Württemberg wollen Arbeitgeber und IG Metall einen Pilotabschluss hinbekommen, der dann im Kern für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche in Deutschland gelten soll. Schon vorab war absehbar, dass steuerfreie Einmalzahlungen von insgesamt 3000 Euro Teil eines Tarifpakets werden könnten. Offen blieben aber bis zuletzt noch die Laufzeit und die Höhe möglicher prozentualer Gehaltserhöhungen.

Die IG Metall war mit einer Forderung nach acht Prozent mehr Geld über eine Laufzeit von zwölf Monaten in die Tarifverhandlungen gegangen. Die Arbeitgeber wollen diesen Zeitraum möglichst lange strecken, um den Betrieben Planungssicherheit zu geben. Eine Erhöhung der Tabellenentgelte hatten sie bislang an eine Laufzeit von 30 Monaten geknüpft.

»Wir sind grundsätzlich immer noch zuversichtlich, obwohl die vielen Gespräche der letzten Tage und Wochen ein Auf und Ab bedeuteten«, sagte Harald Marquardt von Südwestmetall. Man versuche, eine Einigung hinzukriegen - es werde aber nicht einfach. Laut Gewerkschaft hatten sich beide Seiten in den vergangenen Tagen in vielen Detailfragen angenähert und eine Absprungbasis geschaffen.

Zitzelsberger: »Tarifnächte sind lang«

»Nicht nur Kreuzberger Nächte sind lang, sondern auch Tarifnächte sind lang«, hatte IG-Metall-Bezirksleiter Baden-Württemberg Roman Zitzelsberger vor den Gesprächen mit Blick auf deren mögliche Dauer gesagt. Neben den 3000 Euro brauche es vor allem eine dauerhafte und kräftige Erhöhung der Entgelte. »Wenn wir nicht dort hinkommen, dann wird diese Tarifrunde eskalieren - dann werden wir über andere Formen der Auseinandersetzung des Arbeitskampfes reden.«

Am Verhandlungsort waren auch die Spitzengremien von Gesamtmetall und IG Metall. Gewerkschaftschef Jörg Hofmann sagte: »Ich war schon öfter in Ludwigsburg und kam in der Regel immer mit guten Ergebnissen nach Hause.« Bei einem Scheitern der Gespräche hatte er zuvor bereits 24-Stunden-Warnstreiks und Urabstimmungen mit anschließenden Flächenstreiks in einzelnen Regionen ins Spiel gebracht. »Da wäre Baden-Württemberg auf jeden Fall dabei«, hatte Hofmann gesagt. Sollte am Donnerstag keine Einigung gelingen, könne die Gewerkschaft auch nicht sehr schnell wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Bei Warnstreiks im gesamten Bundesgebiet beteiligten sich laut IG Metall bis zum Donnerstag knapp 900.000 Menschen. Allein am Donnerstag hätten 100.000 die Arbeit zeitweise niedergelegt. In Baden-Württemberg beteiligten sich seit Ende der Friedenspflicht Ende Oktober mehr als 286.000 Beschäftigte.

Gesamtmetallchef: Tarifabschluss ist immer ein Kompromiss

Gesamtmetallchef Stefan Wolf sagte am Rande der Tarifrunde, ein Tarifabschluss sei immer ein Kompromiss. Er fände es schön, wenn es am Donnerstag zu einer Einigung komme. »Mit Tagesstreiks und Arbeitskampf ist keinem gedient.« Alle wüssten, dass man in eine Rezession reinlaufe.

Die Tarifverhandlungen stehen in diesem Jahr unter dem Eindruck dramatisch gestiegener Preise für Energie und Materialien. Die Arbeitgeber fordern daher auch, Unternehmen, denen es jetzt schon schlecht geht, zu entlasten. Außerdem brauche es eine Verständigung darüber, was passiert, wenn es zu einer Energienotlage kommt.

Wohin sich die Gespräche entwickeln könnten, zeigt der Ende Oktober gezimmerte Abschluss in der Chemiebranche. Die IG Bergbau, Chemie, Energie hatte sich mit den Arbeitgebern auf zweimal 1500 Euro steuerfrei und zwei Stufen von je 3,25 Prozent geeinigt. Bei einer Laufzeit von 20 Monaten ergibt das laut Gewerkschaft im Schnitt fast 13 Prozent mehr und kann fast die aktuell hohen Inflationsraten ausgleichen.

© dpa-infocom, dpa:221117-99-558858/7