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Wenig Fortschritt bei Fleisch aus besserer Haltung

Supermärkte wollen in ihren Kühlregalen vermehrt Fleisch aus besserer Haltung anbieten. Doch laut einer Umfrage von Greenpeace herrscht eher Stillstand statt Fortschritt.

Fleisch aus besserer Haltung
Ein Hahn und ein Huhn auf einem Bauernhof in der Freilandhaltung. Foto: Patrick Pleul/DPA
Ein Hahn und ein Huhn auf einem Bauernhof in der Freilandhaltung.
Foto: Patrick Pleul/DPA

Der Umstieg auf Fleisch aus besserer Tierhaltung kommt im deutschen Lebensmittelhandel nach Einschätzung von Greenpeace kaum voran. »Die großen Lebensmittelhändler verbessern ihr Fleischsortiment weiter nur schleppend«, fasste die Umweltschutzorganisation am Montag das Ergebnis einer Umfrage unter den großen deutschen Supermarktketten und Discountern zusammen.

Seit Juli 2022 sei bei den Eigenmarken des Handels der Anteil der beiden besseren Haltungsformen 3 und 4 der Abfrage zufolge zwar von gut 10 auf knapp 12 Prozent gestiegen. Doch entfielen immer noch fast neun Zehntel des Angebots auf die Haltungsformen 1 und 2. Der Anteil der mit der schlechtesten Haltungsform 1 gekennzeichneten Frischfleischprodukte habe sich zuletzt sogar wieder leicht von 19 auf 21 Prozent erhöht, berichtete Greenpeace.

Viel Billigfleisch im Kühlregal

»Hinter den vollmundigen Versprechen der Supermärkte von mehr Tierwohl und klimaschonenden Lebensmitteln versteckt sich im Kühlregal noch immer fast nur Billigfleisch«, sagte die Greenpeace Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff. An den Bedientheken gebe es außerdem noch eine »riesige Kennzeichnungslücke«.

Ein Rewe-Sprecher wies auf Anfrage darauf hin, dass die hohe Inflation und die knappen Haushaltskassen das Einkaufsverhalten der Kundinnen und Kunden derzeit spürbar beeinflussten. »Dies sorgt sowohl im Fleisch- als auch Milch-/Molkereisortiment punktuell für leichte Rückschritte in der Nachfrage nach höheren Haltungsformstufen.«

Dennoch halte das Unternehmen an seinem Ziel fest, stufenweise bis 2030 das gesamte Frischfleischangebot der Eigenmarken in Deutschland bei Rind, Schwein und Geflügel vollständig auf die Haltungsformstufen 3 und 4 umzustellen. Aufgrund mangelnder Rohstoffverfügbarkeiten hätten die Umstellungen innerhalb der Sortimente aber teilweise eine längere Anlaufphase. Besonders schwierig sei es beim Rindfleisch.

Die Kennzeichnung ist freiwillig

Kaufland verwies darauf, dass das Unternehmen in jeder Kaufland-Filiale Schweine-, Hähnchen-, Puten- und Rinder-Frischfleisch-Produkte aus der Haltungsform-Stufe 3 anbiete. An den Fleischbedientheken setze das Unternehmen, bis auf wenige regionale und internationale Ausnahmen, durchgängig auf Fleisch aus Haltungsform-Stufe 3. Von den anderen Handelsketten waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.

Lidl will bis 2024 mindestens 25 Prozent des Frischfleischsortiments mit den Haltungsstufen 3 und 4 und bis 2026 mindestens 33 Prozent in diesen Stufen anbieten.

Die Haltungsform ist ein freiwilliges Kennzeichnungssystem, das ein Großteil des deutschen Lebensmitteleinzelhandels seit 2019 für Frischfleischprodukte der Eigenmarken nutzt. Dabei zeigen die vier Stufen - 1: Stallhaltung, 2: Stallhaltung plus, 3: Außenklima und 4: Premium - den Verbrauchern das Tierwohl-Niveau bei der Haltung.

Greenpeace-Supermarkt-Check

© dpa-infocom, dpa:230717-99-433210/3