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Wegen der hohen Inflation wird weniger gekauft

Nach einer aktuellen Prognose dürften die Umsätze im Einzelhandel in diesem Jahr inflationsbereinigt noch etwas stärker sinken als bisher erwartet. Besonders hart trifft es den stationären Handel.

Einkauf in Köln
Nach einer aktuellen Prognose dürften die Umsätze im Einzelhandel in diesem Jahr inflationsbereinigt noch etwas stärker sinken als bisher erwartet. Foto: Thomas Banneyer/DPA
Nach einer aktuellen Prognose dürften die Umsätze im Einzelhandel in diesem Jahr inflationsbereinigt noch etwas stärker sinken als bisher erwartet.
Foto: Thomas Banneyer/DPA

Die hohe Inflation macht dem Einzelhandel in Deutschland außerordentlich zu schaffen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht in einer am Dienstag veröffentlichen neuen Prognose davon aus, dass die Umsätze der Branche in diesem Jahr real - also preisbereinigt - um vier Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen werden. Bisher war der Handel von einem realen Minus von drei Prozent ausgegangen. Nominal dürften die Umsätze der jüngsten Prognose zufolge um drei Prozent auf gut 650 Milliarden Euro steigen.

HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth verwies auf eine Verbandsumfrage, nach der ein Viertel der Verbraucher in Deutschland Angst haben, nicht mehr mit dem Geld auszukommen. »Oft kaufen sie weniger, in vielen Fällen weichen sie auf günstigere Produkte aus«, sage Genth. Insgesamt gäben 45 Prozent der Bevölkerung an, sich in irgendeiner Weise einzuschränken.

Wie hart die Inflation den Handel trifft, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Reale Umsatzeinbußen verzeichnete die Branche zuletzt in der Finanzkrise 2009. Damals fiel der Einbruch der Umsätze mit inflationsbereinigt 3,4 Prozent allerdings noch etwas geringer aus, als es für dieses Jahr erwartet wird. Einen Einbruch in vergleichbarer Höhe habe es mindestens seit der Jahrtausendwende nicht mehr gegeben.

Besonders stark trifft die Konsumflaute der HDE-Prognose zufolge den stationären Handel. Hier sollen die Umsätze inflationsbereinigt in diesem Jahr sogar um fünf Prozent schrumpfen. Das hat Folgen. Der Handelsverband geht davon aus, dass in diesem Jahr rund 9000 Geschäfte für immer ihre Türen schließen werden. Das wären fast doppelt so viele wie in einem »normalen« Jahr vor der Corona-Krise.

Online sieht es deutlich besser aus

Vor allem langlebige Produkte wie Möbel, Bau- und Heimwerkerbedarf oder Fahrräder würden zurzeit deutlich seltener gekauft als in den vergangenen Jahren, berichtete HDE-Präsident Alexander von Preen.

Im Onlinehandel soll es dagegen in diesem Jahr nach einem deutlichen Rückschlag 2022 zumindest wieder ein leichtes reales Wachstum von zwei Prozent geben. In den kommenden Jahren rechnet der HDE dann wieder mit kräftigeren Zuwächsen im Internethandel.

Die insgesamt schwierige Lage der Branche spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer aktuellen HDE-Umfrage unter rund 900 Handelsunternehmen. Demnach rechnen 35 Prozent der Händlerinnen und Händler für das zweite Halbjahr mit Umsatzrückgängen. Für das Gesamtjahr geht nur gut jeder dritte Händler von im Vergleich zum Vorjahr steigenden Erlösen aus.

Lieferengpässe sind seltener geworden

Neben der Kaufzurückhaltung vieler Konsumentinnen und Konsumenten machen den Unternehmen der HDE-Umfrage zufolge auch die Preisentwicklung im Einkauf und die hohen Energiekosten zu schaffen. Mit Sorgen blickt die Branche außerdem auf den Fachkräftemangel und den Attraktivitätsverlust der Innenstädte.

Doch gibt es laut von Preen auch einige Lichtblicke für die Branche. Die Inflation habe offenbar ihren Höhepunkt überschritten und auch Lieferengpässe seien seltener geworden, sagte der Branchenkenner. In der zweiten Jahreshälfte rechnet der HDE deshalb mit zumindest stabilen oder sogar besseren Rahmenbedingungen für den Einzelhandel in Deutschland.

© dpa-infocom, dpa:230704-99-280418/3