BERLIN. Das neue Logo Nutri-Score kann ab November auf breiter Front starten, damit Kunden gesündere Lebensmittel im Supermarkt leichter erkennen. Der Bundesrat stimmte am Freitag einer Verordnung zu, die den Rechtsrahmen für eine freiwillige Nutzung auf Packungen von Fertigprodukten schafft. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) sagte, sie erwarte von den Lebensmittelunternehmen, »dass sie Farbe bekennen und ihr Sortiment umfassend kennzeichnen«. Auch Verbraucherschützer forderten eine flächendeckende Verwendung.
Das aus Frankreich stammende System bezieht neben Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe in eine Gesamtbewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an - auf einer fünfstufigen Skala von »A« auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes »C« bis zum roten »E« für die ungünstigste. Erste Produkte damit sind schon in den Läden zu sehen. Das neue Logo muss auf der Packungs-Vorderseite aufgedruckt werden und soll die verpflichtenden Nährwerttabellen auf den Rückseiten ergänzen.
Klöckner sagte, Nutri-Score sei »ein wichtiger Schritt hin zu einem stärkeren Bewusstsein beim Lebensmitteleinkauf und gegen versteckte Dickmacher«. Mehr Informationen ermöglichten eine gesündere Ernährung.
Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, sagte der Deutschen Presse-Agentur, oft sei nicht auf den ersten Blick zu erkennen, ob Produkte übermäßig viel Zucker, Fett oder Salz enthalten. »Nutri-Score könnte das ändern und das gesunde Einkaufen deutlich erleichtern.« Dafür müsse das Logo aber flächendeckend zu finden sein. Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte ebenfalls eine EU-weit verpflichtende Einführung. Nötig seien zudem Beschränkungen bei der Werbung für ungesündere Produkte, die sich an Kinder richtet.
Grünen-Ernährungsexpertin Renate Künast begrüßte die Einführung einer »transparenten Nährwertampel« nach jahrzehntelanger Debatte. »Die Lebensmittelindustrie muss jetzt zeigen, dass sie ernsthaft bereit ist, mitzuziehen.« Nutri-Score sei kein Selbstzweck, sondern eine von vielen notwendigen Maßnahmen gegen Übergewicht und ernährungsbedingte Erkrankungen. Die FDP-Abgeordnete Nicole Bauer kritisierte, es sei offensichtlich einfacher, eine weitere Kennzeichnung einzuführen als etwa zusätzliche Lehrinhalte zur Ernährung in den Schulen. SPD-Expertin Ursula Schulte forderte Klöckner ebenfalls auf, sich für die Einführung eines EU-weit verpflichtenden Nutri-Scores einzusetzen.
Klöckner macht sich in der laufenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft dafür stark. Dies gehört auch zu einer Strategie der EU-Kommission für nachhaltige Lebensmittel. Wie das Ministerium erläutert, ist eine verpflichtende nationale Einführung nach EU-Recht nicht möglich. (dpa)