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Warum die Credit Suisse kein Fall wie die Lehman-Pleite ist

Erst bricht die Silicon Valley Bank zusammen, jetzt schlingert die Credit Suisse: Erinnerungen an die weltweite Finanzkrise nach der Pleite der US-Bank Lehman vor rund 15 Jahren werden wach. Zu Recht?

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Der Hauptsitz der Credit Suisse: Die Bank ist in Schieflage geraten. Foto: Frank Augstein
Der Hauptsitz der Credit Suisse: Die Bank ist in Schieflage geraten.
Foto: Frank Augstein

Der Kollaps mehrerer regionaler US-Banken sorgt für Turbulenzen an den Finanzmärkten. Ein massiver Vertrauensverlust setzt der zweitgrößten Schweizer Bank Credit Suisse zu. Mit einer gewaltigen Kreditlinie von 50 Milliarden Franken (50,7 Mrd Euro) hat die Schweizerische Nationalbank ein Zeichen zur Beruhigung der Märkte gesetzt. Wie geht es weiter?

Gibt es Parallelen zur Finanzkrise 2008/2009?

Der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman jagte Schockwellen durch das globale Finanzsystem. Banken mussten Milliardenverluste verkraften, das Vertrauen innerhalb der Branche erodierte. Die Institute liehen sich untereinander kein Geld mehr. Viele Geldhäuser wurden mit Steuermilliarden vor dem Kollaps gerettet. Die jetzt zusammengebrochene Silicon Valley Bank (SVB) ist für das weltweite Finanzsystem aber deutlich weniger bedeutend als es Lehman war.

Dennoch: »Der Druck steigender Zinsen und fallender Marktwerte bei Finanzanlagen mit langer Laufzeit trifft auch die europäischen Banken«, sagte der Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo), Clemens Fuest, unlängst. »Kreditinstitute, die aufgrund anderer Fehler bereits geschwächt sind, laufen jetzt Gefahr, das Vertrauen ihrer Kunden zu verlieren.«

Warum ist ausgerechnet die CS in Schieflage geraten?

Anders als 2008 geht es nicht um faule Kredite, die plötzlich nichts mehr wert sind und Banken in eine Liquiditätskrise stürzten. Die kriselnde Großbank ist gut kapitalisiert, aber durch schlechtes Risikomanagement tief in die roten Zahlen gestürzt. Sie verlor viel Geld beim Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und der Liquidierung der Greensill-Fonds.

Dazu kamen Skandale wie die Bespitzelung eines scheidenden Bankers, der zur Konkurrenz ging, und Gerichtsverfahren wegen Verstrickung in einen Korruptionsskandal in Mosambik und Geldwäsche der bulgarischen Mafia. Das Vertrauen war also schon angeschlagen. Nun trifft es in der Nervosität nach dem SVB-Debakel den Schwächsten unter den Großen.

Was unterscheidet die Credit Suisse von der SVB?

Die SVB hatte sich als Nischenbank mit rund 8500 Angestellten auf die Finanzierung von Startup-Unternehmen spezialisiert. Sie wurde 1983 gegründet. Die CS gibt es seit 1856, sie hat rund 50.000 Mitarbeiter und deckt das ganze Spektrum ab: Einlagen- und Kreditgeschäft, Investmentbank, Fondsgeschäfte und Vermögensverwaltung. Ende 2022 verwaltete sie fast 1,3 Billionen Franken (1,32 Billionen Euro) Vermögen.

Wie groß und wichtig ist die Credit Suisse?

Die Credit Suisse ist nach der UBS die zweitgrößte Bank der Schweiz und auch international groß im Geschäft. Mit einer Bilanzsumme von rund 531 Milliarden Franken (541 Mrd Euro) Ende 2022 ist sie aber deutlich kleiner als die UBS mit 1,1 Billionen Dollar (gut 1,0 Billionen Euro) und die Deutsche Bank mit über 1,3 Billionen Euro.

Der internationale Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board - FSB) führt sie auf seiner Liste der 30 systemrelevanten Banken der Welt, wie auch die US-Häuser Goldman Sachs und JPMorgan Chase, die französischen BNP Paribas oder die Deutsche Bank. Diese Institute sind international stark vernetzt. Wenn eine solche Bank finanziell ins Wanken gerät, kann sie schnell andere Institute mitreißen.

Was hat sich seit der Finanzkrise 2008/2009 geändert?

Um die Branche krisenfester zu machen, müssen Banken inzwischen deutlich mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie in Krisen Verluste abpuffern können. Die Europäische Zentralbank (EZB) überwacht die großen Institute im Euroraum zentral.

Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten. Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Darin waren zuletzt rund 66 Milliarden Euro. Eurogruppen-Chef Paschal Donohoe zeigt sich zuversichtlich, dass Europas Banken gewappnet sind. »Wir sind uns der Risiken bewusst, die derzeit in unserem Banken- und unserem globalen Finanzsystem bestehen. Aber die Höhe der Eigenkapitalpuffer gibt uns die Gewissheit, dass wir in der Lage sind, diese Risiken zu managen«, sagte er der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«.

Wie sind die Ersparnisse der Menschen abgesichert?

In Deutschland sind im Fall einer Bankenpleite pro Kunde Spareinlagen bis zu 100.000 Euro gesetzlich geschützt. Darüber hinaus sichern fast alle Kreditinstitute hierzulande Kundengelder freiwillig ab - in der Regel weit über das gesetzliche Maß hinaus. Für private Banken greift beispielsweise der Einlagensicherungsfonds des Bundesverband deutscher Banken. Nach seinen Angaben sind derzeit in der Regel je Kunde mindestens 750.000 Euro Einlage pro Bank geschützt. Bei vielen Instituten liegen die Sicherungsgrenzen noch höher. Vergleichbare Regelungen gibt es bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Was hat das alles mit den steigenden Zinsen zu tun?

Infolge der Zinswende in den USA und im Euroraum kam es zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Abschreibungen auf Wertpapierbestände in Bank-Bilanzen sind die Folge. Zum Problem wird dies vor allem, wenn Banken die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Dazu sah sich die SVB gezwungen, um Anlegern höhere Zinsen zu bieten, damit sie ihre Gelder nicht abziehen. Die SVB machte dadurch jüngst 1,8 Milliarden Dollar Verlust. »Wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten werden, was bei Sparkassen üblicherweise der Fall ist, dann werden sie zu 100 Prozent zurückgezahlt, und die zwischenzeitlichen Wertkorrekturen werden wieder aufgeholt«, erläuterte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, unlängst.

© dpa-infocom, dpa:230316-99-979243/3