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Viele Autozulieferer befürchten starke Jobverluste

Überkapazitäten bei Herstellern, schwindende Aufträge bei Zulieferern - die Corona-Folgen setzen die Autoindustrie immer mehr unter Druck. Warnungen vor massivem Arbeitsplatzabbau nehmen zu. Aber auch die möglichen Abhilfen bleiben hoch umstritten.

Berlin (dpa) - Große Teile der deutschen Autozulieferindustrie stellen sich laut einer Mitgliederumfrage des Branchenverbands VDA im Fall anhaltend schwacher Fahrzeugverkäufe auf drastische Jobverluste ein.

Allein in den 132 teilnehmenden Firmen sollen demnach schon bis zu 12.500 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen, falls die Nachfrage nicht bald anzieht. Die Ergebnisse der Befragung mittelständischer Zulieferer lagen der dpa vor. Die analysierte Stichprobe steht für zusammen rund 187.000 Beschäftigte.

»Unter unveränderten Bedingungen werden bis Ende Juni 39 Prozent der Unternehmen Personal abbauen«, so der Verband der Automobilindustrie (VDA) in Berlin. »Bis Ende Juli werden es 65 Prozent sein.« Derzeit liefen bereits in jedem zehnten Betrieb Stellenstreichungen. Konkrete Pläne hierzu hätten aktuell drei von fünf Zulieferern. Manche Firmen erwägen demzufolge die Kürzung von bis zu 40 Prozent der Jobs.

Der Verband forderte einen »schnellen und wirksamen Nachfrageimpuls am Automobilmarkt, um einen massiven Verlust von Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Substanz in einer Schlüsselbranche in Deutschland abzuwenden«. Vor allem Mittelständler seien jetzt in Gefahr.

Weil die Verkäufe durch die Corona-Krise am Boden liegen, Hersteller auf Lager produzieren und Aufträge auch bei Zulieferern eingebrochen sind, hatten sich zahlreiche Unternehmen und die Ministerpräsidenten der »Autoländer« Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg für staatliche Kaufprämien ausgesprochen. So sollen Jobs in der Branche gerettet werden, die neben den Pandemie-Folgen wegen des Umbruchs zu Elektromobilität und Digitalisierung bereits stark unter Druck ist.

Bleibe die Lage so angespannt, hätten viele Betriebe keine andere Wahl als Jobabbau, betonte der VDA. Über die Hälfte der befragten Firmen habe erklärt, innerhalb der kommenden drei Monate in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten, »wenn keine Personalanpassung erfolgt«. Bei 93 Prozent laufe Kurzarbeit, durchschnittlich für etwa die Hälfte der Belegschaft, bei 9 Prozent für alle Mitarbeiter.

Der Absatz der exportabhängigen Branche lahmt weltweit, lediglich in China entspannte sich die Situation zuletzt wieder etwas. Auch auf dem Heimatmarkt sieht es finster aus: Die Auto-Neuzulassungen in Deutschland sackten im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 61 Prozent ab. Unternehmen mussten ihre Produktion in weiten Teilen aussetzen, beim nach Bosch zweitgrößten Zulieferer Continental brach der Gewinn im ersten Quartal unterm Strich um fast die Hälfte ein.

VDA-Vize Arndt Kirchhoff, Vertreter der Zulieferer, hatte jüngst zudem vor Entlassungen gewarnt, sollte die Politik Kaufanreize ablehnen. Für E-Autos oder Hybridfahrzeuge gibt es bereits eine Umweltprämie - unter anderem der Wirtschaftsflügel der Unionsfraktion im Bundestag will keine zusätzlichen Subventionen. Aber auch Umweltorganisationen oder die Grünen kritisieren, dass die Branche einen Einschluss von Autos mit modernen Verbrennungsmotoren verlangt.

Der Verband sagte mit Blick auf die Umfrage: »Die Ergebnisse zeigen deutlich den dringenden Handlungsbedarf auf. (...) Liquiditätshilfen sind ein Baustein, lösen aber nicht das Kernproblem einer fehlenden Nachfrage am Automobilmarkt.« Nach Pfingsten will die Bundesregierung ein Konjunkturpaket für die deutsche Wirtschaft abschließend beraten.