Die Verkehrsunternehmen halten einen Start des neuen Deutschlandtickets im Nah- und Regionalverkehr im Januar für nicht machbar. Realistisch sei eine Einführung am 1. März, sagte Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das Ticket sei in kurzer Frist nicht umzusetzen. Wolff sagte weiter, für eine Übergangszeit werde es das Ticket auch in Papierform geben.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte als Ziel für die Einführung des neuen Tickets Anfang Januar genannt. Bund und Länder einigten sich am Mittwoch über offene Finanzierungsfragen beim öffentlichen Personennahverkehr. Damit ist der Weg für das 49-Euro-Monatsticket frei. Geplant ist dies als digitales, bundesweit gültiges »Deutschlandticket«.
In einer Übergangsphase soll es noch Papiertickets geben
Wolff sagte, das Deutschlandticket sei im Grundsatz ein »Meilenstein nach vorne« für die Fahrgäste. Wenn man viele Fahrgäste erreichen wolle, sei es ein vernünftiger Preis. Zur Einführung seien aber noch Details mit der Politik zu verhandeln. Die Frage sei, wer das unternehmerische Risiko für die Verluste trage, die nun durch diese Tarifmaßnahme stattfinden. »Das ist nicht abschließend geklärt. Die Verkehrsunternehmen werden es nicht können.«
Bund und Länder hätten einen Beschluss gefasst, dass sie ihre finanzielle Zuführung deckelten. Das Volumen dieses Deckels beträgt drei Milliarden Euro.
Das Deutschlandticket sei ein Paradigmenwechsel und stelle viele Unternehmen vor große Herausforderungen, sagte Wolff. Es würden überall noch Papiertickets angeboten, die auch von den Kunden nachgefragt werden. »Und insofern haben wir tatsächlich die Aufgabe, die digitalen Kanäle jetzt vorzubereiten. Das braucht ein bisschen Zeit. Ich gehe deshalb davon aus, dass wir eine Übergangszeit haben werden, wo auch alte Vertriebsformate weiterlaufen, also auch Papiertickets eine gewisse Zeit. Aber am Ende werden wir dann eben digital unterwegs sein müssen.«
Zusätzliche Fahrgäste - zusätzliche Fahrzeuge
Die Vorstellung von Wissing sei, dass dazu eine zentrale Plattform eingerichtet werde. »Das braucht allerdings natürlich ein bisschen Vorbereitungszeit.« Wolff sagte, um mit dem Ticket zusätzliche Fahrgäste zu gewinnen, müsse es zusätzliche Verkehre geben. »Wir können schlecht ein 49-Euro-Ticket anbieten und dann eben nicht ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung stellen.« Alle Beteiligten blieben in der Pflicht, das System konsequent weiter auszubauen.
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