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Aktuell Wirtschaft

Verhandlungen im Post-Tarifkonflikt dauern an

Bei der Post sah es schon nach einem Streik aus, doch dann kam es anders. Nun verhandeln die Tarifparteien wieder. Die Gewerkschaft Verdi droht aber weiter mit einem unbefristeten Arbeitskampf.

Postbote
Ein Postbote radelt in Bielefeld an Streikenden einer Verdi-Aktion vorbei. Foto: David Inderlied
Ein Postbote radelt in Bielefeld an Streikenden einer Verdi-Aktion vorbei.
Foto: David Inderlied

Im Tarifstreit bei der Deutschen Post hat am Freitag die möglicherweise entscheidende Verhandlungsrunde begonnen. Vertreter der Gewerkschaft Verdi und der Arbeitgeber kamen am Nachmittag in Düsseldorf zusammen. In der kurzfristig angesetzten vierten Runde wollen die Tarifparteien einen neuen Versuch unternehmen, sich zu einigen.

Bis zum späten Nachmittag wurden keine Einzelheiten aus den Gesprächen bekannt. Die Verhandlungen dauerten an, hieß es lediglich. Beobachter halten es für möglich, dass die Verhandlungen bis in die Nacht dauern werden. Auch eine Unterbrechung und Fortsetzung am Samstag wird für möglich gehalten. Der genaue Tagungsort wurde zunächst nicht bekannt.

In der Auseinandersetzung droht ein Streik. In einer Urabstimmung beim Bonner Konzern hatten sich 85,9 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder gegen ein Tarifangebot des Unternehmens und für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Dennoch hatte Verdi sich nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses am Donnerstag zu Verhandlungen bereit erklärt.

Verdi fordert 15 Prozent mehr Geld für die 160.000 Tarifbeschäftigten im Stammgeschäft der Post, also der Beförderung von Briefen und Paketen in Deutschland. Die Post lehnt das als wirtschaftlich nicht tragfähig ab.

Unbefristeter Arbeitskampf droht weiterhin

Für die Post ist die Gefahr eines unbefristeten Arbeitskampfes damit noch nicht gebannt. Sollten die Fronten bei den neuen Gesprächen verhärtet bleiben, könnte Verdi immer noch zum Streik aufrufen.

Solch einen erbitterten Arbeitskampf hatte es bei dem Logistiker in diesem Jahrtausend erst einmal gegeben, und zwar 2015. Damals waren mangels Personal massenweise Pakete und Briefe zwischenzeitlich liegengeblieben. Im aktuellen Tarifkonflikt hatte es im Januar und Februar bereits zeitlich begrenzte Warnstreiks gegeben.

Verdi hatte die Post im Vorfeld der vierten Runde aufgefordert, ihr Angebot zu verbessern. Wenn sich der Konzern nicht bewege und kein »materiell deutlich verbessertes Angebot vorlegt, gehen wir nächste Woche in den Streik«, sagte der Landesfachbereichsleiter von Verdi Baden-Württemberg, Andreas Henze, der Deutschen Presse-Agentur. Er ist Mitglied der Verhandlungskommission der Gewerkschaft.

Post bietet 11,5 Prozent bei zweijähriger Laufzeit

Ein Unternehmenssprecher sagte, dass die Post die Möglichkeit sehe, dass es in dieser Runde zu einer Einigung komme. »Wir sollten in dieser Runde versuchen, Streiks zu vermeiden, die den Kunden und den Beschäftigten schaden würden. Wir hoffen auf einen tragfähigen Kompromiss.« Die Post habe schon jetzt ein gutes Angebot auf den Tisch gelegt.

Die Post bietet bisher eine Tariferhöhung um durchschnittlich 11,5 Prozent ab 2024 in zwei Schritten, außerdem soll es ab diesem Jahr schrittweise 3000 Euro netto geben als Inflationsausgleich. Das Unternehmen will, dass der neue Tarifvertrag zwei Jahre läuft. Verdi schwebt hingegen nur eine einjährige Laufzeit bei 15 Prozent plus vor. Die Tariferhöhung würde für rund 160.000 Beschäftigte gelten, und zwar für Briefträger, Paketboten und andere Beschäftigte im Inland.

© dpa-infocom, dpa:230310-99-897253/8