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Verbände: Kein Bedarf für weitere LNG-Terminals in Ostsee

Wenige Kilometer vor der Ostküste Rügens sollen große Plattformen verankert werden, über die Erdgas nach Deutschland gebracht werden soll. Doch gegen des Projekt formiert sich immer mehr Widerstand.

Rügen
Ein LNG-Shuttle-Tanker vor der Küste der Insel Rügen. Foto: Stefan Sauer
Ein LNG-Shuttle-Tanker vor der Küste der Insel Rügen.
Foto: Stefan Sauer

Die Umweltverbände Bund, Nabu und WWF sehen keinen Bedarf für weitere LNG-Terminals in der Ostsee vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste. Deutschland habe bereits 2022 Flüssigerdgas (LNG) über Frankreich, die Niederlande und Belgien importiert und könne das auch zukünftig fortsetzen, teilten die in einer Ostseeallianz MV zusammengeschlossenen Verbände am Freitag mit.

Sie warnten vor dem geplanten Bau eines großen LNG-Terminals vor Rügen, einer damit verbundenen weiteren Gas-Pipeline durch den Greifswalder Bodden sowie Seetrassen durch die Ostsee. Sowohl der Bau als auch der langjährige Betrieb bedrohten empfindliche und geschützte Lebensräume. Meeressäuger würden einer Dauerbelastung ausgesetzt. Auch Fischwanderrouten und das bedeutendste Heringslaichgebiet der westlichen Ostsee im Greifswalder Bodden gerieten in Gefahr.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) erneuerte ihre Kritik an den bisherigen Plänen des Bundes, etwa fünf Kilometer vor der Küste Rügens ein Flüssigerdgas-Terminal errichten zu lassen. Allerdings ging sie nicht so weit wie die Umweltschutzverbände, das Projekt gänzlich in Frage zu stellen.

Protest auf Urlaubsinsel Rügen

»Ich glaube, dass noch andere Alternativen geprüft werden müssen. Zum Beispiel, dass man sehr, sehr weit rausgeht, wo es überhaupt niemanden stört - und dann vielleicht eine längere Leitung baut«, sagte Schwesig im NDR-Fernsehen. Das Land stehe bereit, ab Lubmin das Gas einzuspeisen. Wie dies technisch geschehen könne, müsse der Projektträger prüfen, dabei aber den Tourismus und die Bevölkerung mitnehmen.

Auf der Insel Rügen, die maßgeblich von Urlaubern lebt, gibt es zahlreiche Proteste gegen das Vorhaben, für das ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren geplant ist. Im Landtag in Schwerin ist nächste Woche eine Debatte dazu vorgesehen.

Nach Ansicht Schwesigs kann nur der Bund die Frage beantworten, ob zusätzliche Terminals vor Rügen überhaupt noch erforderlich sind. Bundesregierung und Bundestag müssten erklären, was noch für eine gesicherte Gasversorgung benötigt werde und was es für die Versorgung und die Preise bedeute, wenn die Terminals vor Rügen nicht kommen.

Nach bisherigen Plänen sollen in der Ostsee vor Sellin im Südosten Rügens zwei schwimmende Flüssigerdgas-Terminals installiert werden. Das mit Tankschiffen angelieferte Flüssiggas soll dort wieder in Gas umgewandelt und per Pipeline nach Lubmin auf dem Festland transportiert werden. Lubmin als früherer Anlandepunkt für russisches Erdgas aus der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ist bereits an das europäische Verteilnetz angebunden. Dort betreibt die Deutsche Regas seit Mitte Januar bereits ein LNG-Terminal.

© dpa-infocom, dpa:230317-99-996574/2