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Fed erhöht Leitzins nochmals trotz Bankenkrise

Wegen der hohen Verbraucherpreise hat die US-Notenbank die Zinsen im vergangenen Jahr kräftig erhöht. Doch nun geraten kleinere US-Banken ins Straucheln. Für die Fed ist das ein Spagat.

Jerome Powell
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell in Washington. Foto: Andrew Harnik
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell in Washington.
Foto: Andrew Harnik

Die US-Notenbank Fed lässt sich trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor nicht von ihrem Kampf gegen die hohe Inflation abbringen und erhöht erneut ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Nun liegt dieser in der Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) mitteilte.

Es ist die neunte Anhebung in Folge - allerdings setzt die US-Notenbank ihren moderaten Kurs fort. Die Fed musste bei ihrer Entscheidung abwägen zwischen der Beruhigung der Sorgen im Bankensektor und dem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise.

Im vergangenen Jahr hatte die Fed mehmals den Leitzins um beachtliche 0,75 Prozentpunkte angehoben, aber das Tempo zuletzt verlangsamt und im Februar ebenfalls auf einen kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten gesetzt. Jüngste Daten zeigen, dass die hohe Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt auf dem Rückzug ist.

Fed-Chef Jerome Powell hat aber Anfang März angedeutet, dass wieder größere Sprünge möglich sein könnten. Allerdings dürfte die Bankenkrise rund um die Silicon Valley Bank ein Hemmnis für weitere deutliche Zinsanhebungen dargestellt haben. Denn die stark gestiegenen Zinsen gelten als ein Grund für die Probleme im amerikanischen Bankensektor.

Neue Schätzungen zur Teuerungsrate

Die US-Notenbank hat nun auch neue Schätzungen zur Teuerungsrate veröffentlicht. Sie rechnet im laufenden Jahr mit einer etwas höheren Inflationsrate als zuvor angenommen. Die Teuerungsrate soll durchschnittlich bei 3,3 Prozent liegen. Die von der Fed mittelfristig gewünschte Inflationsrate liegt bei zwei Prozent - davon sind auch die neuen Zahlen noch entfernt.

Die Fed sagt für dieses Jahr außerdem ein etwas geringeres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2023 um 0,4 Prozent wachsen. Das wären 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember prognostiziert.

Einige Experten hatten vor der Entscheidung angesichts der Probleme im Bankensektor sogar eine Pause bei den Zinserhöhungen nicht für ausgeschlossen gehalten. Diesen Schritt wollte Fed-Chef Powell nun offensichtlich doch nicht gehen - und so zeigt sich die Fed stattdessen entschlossen im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise. Die Entscheider der Fed rechnen zum Jahresende im Mittel mit einem Leitzins von 5,1 Prozent. Für 2024 werden im Mittel 4,3 Prozent erwartet.

Inflation noch immer zu hoch

Für die Fed ist die Zinspolitik ein Spagat: Sie muss zeigen, dass sie die Turbulenzen im Bankensektor ernst nimmt - aber gleichzeitig im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise nicht nachlässt. Zwar schwächt sich die hohe Inflation in den USA weiter ab. Im Februar stiegen die US-Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,0 Prozent. Damit ist die Inflation aber immer noch zu hoch.

Auslöser der Bankenkrise Anfang März war die Abwicklung des auf die Kryptobranche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital. Ein paar Tage später wurde das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung FDIC gestellt und geschlossen. Weitere kleine Banken gerieten ins Straucheln. In Europa geriet die Schweizer Großbank Credit Suisse in die Krise.

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