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Unternehmen holen mehr Frauen in die Topetage

Managerinnen sind im Vorstand börsennotierter deutscher Konzerne inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. Die Allbright-Stiftung sieht aber noch deutlichen Handlungsbedarf.

Helen Giza
Helen Giza ist Vorstandsvorsitzende von Fresenius Medical Care. Foto: Boris Roessler/DPA
Helen Giza ist Vorstandsvorsitzende von Fresenius Medical Care.
Foto: Boris Roessler/DPA

Frauen haben in der Topetage der deutschen Wirtschaft einer Studie zufolge einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht. Erstmals gibt es nach Angaben der gemeinnützigen Allbright-Stiftung unter den 160 börsennotierten Unternehmen der Dax-Familie mehr Konzerne mit einer Managerin im Vorstand (94) als Firmen ohne Frau in dem Gremium (66). 37 Prozent der zwischen September 2022 und September 2023 neubesetzten Vorstandsposten gingen an Managerinnen.

Der Frauenanteil in der Topetage der 160 Firmen stieg den Angaben zufolge um gut 3 Prozentpunkte auf 17,4 Prozent (Stand: 1. September). Das ist der bislang zweitstärkste Zuwachs im Laufe eines Jahres seit Beginn der Auswertung 2016. Insgesamt saßen in den Vorstandsgremien 121 Frauen 574 Männern gegenüber.

Am stärksten fiel der Anstieg bei den 50 mittelgroßen Unternehmen des MDax mit gut 5 Prozentpunkten auf einen Frauenanteil von 16,6 Prozent aus. Viele Firmen hätten erstmals eine weibliche Führungskraft in den Vorstand geholt. Deutlich geringer war der Zuwachs in kleineren im SDax notierten Firmen mit 1,9 Prozentpunkten auf 12,3 Prozent.

Konzerne hinken im internationalen Vergleich hinterher

Am höchsten war der Anteil von Top-Managerinnen mit 23,2 Prozent (plus 3 Prozentpunkte) erneut in den 40 Konzernen der obersten deutschen Börsenliga. Lediglich bei den beiden Dax-Konzernen Adidas und Porsche Holding war der Vorstand zum Stichtag den Angaben zufolge eine reine Männerdomäne. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland aber weiter hinterher. In den 40 größten US-Börsenunternehmen lag der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Topetage den Angaben zufolge zuletzt bei 32,6 Prozent, gefolgt von Großbritannien (29,5 Prozent), Frankreich (27,9 Prozent) und Schweden (27,2 Prozent).

»Wir brauchen einen substanziellen Frauenanteil in den Vorständen, wenn wir insgesamt eine andere Dynamik in den Unternehmen sehen wollen«, argumentierten die Geschäftsführer der Allbright-Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg. Amerikanische Unternehmen seien sehr viel weiter und zurzeit die attraktiveren Arbeitgeber. »Wir brauchen aber auch dringend mehr Frauen in den entscheidenden Positionen der Vorstands- oder der Aufsichtsratsvorsitzenden, damit Chancengleichheit nachhaltig in der deutschen Wirtschaft verankert ist«, mahnten Ankersen und Berg.

Höchste Machtpositionen weiterhin Männerdomäne

Die höchsten Machtpositionen bei den 160 Firmen sind nach wie vor fast ausschließlich mit Männern besetzt. Nur sieben Frauen standen zum Stichtag an der Vorstandsspitze, darunter Helen Giza beim Dialysespezialisten Fresenius Medical Care und Merck-Chefin Belén Garijo. Sechs Frauen waren Vorsitzende des Aufsichtsrats - zwei weniger als ein Jahr zuvor.

Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen bei Neubesetzbesetzungen in dem Gremium darauf achten, dass mindestens eine Frau in der Führungsetage sitzt. Das gilt für Neubestellungen ab 1. August 2022. Für Aufsichtsräte schreibt ein bereits seit 2015 geltendes Gesetz eine Frauenquote von 30 Prozent für die rund 100 größten börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Firmen vor.

Die deutsch-schwedische Allbright-Stiftung setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein.

© dpa-infocom, dpa:231018-99-605242/2