Logo
Aktuell Wirtschaft

Uniper nimmt KfW-Kreditlinie in Anspruch

Beim angeschlagenen Versorger Uniper wird die Lage immer bedrohlicher. Eine milliardenschwere Kreditlinie der Förderbank KfW hat der Konzern ganz ausgeschöpft und weitere Mittel beantragt.

Uniper
Der Gaskonzern Uniper zapft seine verbleibenden Liquiditätsreserven an. Foto: Matthias Balk
Der Gaskonzern Uniper zapft seine verbleibenden Liquiditätsreserven an.
Foto: Matthias Balk

Die Liquiditätskrise beim Gaskonzern Uniper spitzt sich zu. Am Montagmorgen teilte das Unternehmen mit, die bestehende Kreditlinie der staatlichen Förderbank KfW in Höhe von zwei Milliarden Euro nun vollständig in Anspruch genommen zu haben.

Wenige Stunden später gab der Konzern bekannt, einen Antrag auf Erhöhung der Linie gestellt zu haben. Damit dürfte der Druck auf die Bundesregierung zunehmen, ein Rettungspaket für die Tochter des finnischen Konzerns Fortum zu schnüren.

Uniper ist wegen der ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland in Bedrängnis geraten. Der Konzern muss zur Erfüllung seiner Verträge teureres Gas am Markt einkaufen, was zu Liquiditätsproblemen führt. Nach Aussagen von Firmenchef Klaus-Dieter Maubach fießen bei Uniper tägliche Mittel im mittleren zweistelligen Millionenbereich ab. In der Folge hatte Uniper vor zehn Tagen einen Antrag auf staatliche Hilfe gestellt. Doch eine Einigung ist bislang nicht in Sicht. Die Gespräche dauerten an, teilte Uniper am Montag mit. Es sei derzeit nicht absehbar, wann sie abgeschlossen werden könnten.

Die nun erhoffte Erhöhung der Kreditlinie reichte Uniper nach eigenen Angaben zusätzlich und separat zu den beantragten staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen ein. »Um unsere Liquidität zu sichern und unsere Lieferverträge mit unseren Kunden zu erfüllen, sind wir zu Schritten gezwungen, die eindeutig als Notmaßnahmen bezeichnet werden müssen«, sagte Konzernchef Maubach. Ursprünglich hatte Uniper die Kreditlinie mit der KfW-Bankengruppe Anfang Januar angesichts des sich damals anbahnenden Ukraine-Kriegs vereinbart und sie Ende März vorsichtshalber bis Ende April 2023 verlängert.

Uniper ist zentral für die deutsche Gasversorgung

Außerdem hat das Unternehmen Anfang vergangener Woche begonnen, Gas aus seinen selbst genutzten Speichern zu entnehmen. Auch dies geschieht laut Uniper zur Schonung der Geldmittel und zur Erfüllung von Verträgen. Die binnen einer Woche entnommenen Mengen belaufen sich laut Mitteilung vom Montag auf über zwei Terawattstunden (TWh). Ferner habe der Konzern seine Kunden über die aktuelle Marktsituation informiert und auf die Möglichkeit steigender Preise hingewiesen. Uniper spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung und beliefert mehr als hundert Stadtwerke und Industriefirmen.

Grund für die Verzögerung in den Gesprächen mit der Bundesregierung dürften nicht zuletzt unterschiedliche Vorstellungen darüber sein, wie die Hilfe für Uniper aussehen soll. Dem Mutterkonzern Fortum schwebt eine Umstrukturierung Unipers vor - mit dem Ziel, eine Versorgungssicherheitsgesellschaft im Eigentum des Bundes zu gründen. Der Konzern hält 78 Prozent an Uniper und gehört selbst zu mehr als 50 Prozent dem finnischen Staat. Uniper reichte hingegen bei der Bundesregierung einen Vorschlag ein, der unter anderem Eigenkapital-Komponenten enthält, durch die sich der Bund an Uniper beteiligen könnte. Zudem sieht der Vorschlag eine Aufstockung der KfW-Kreditlinie vor.

Die Kommentare Finnlands und seitens Fortum seien »nach dem Treffen konstruktiv« gewesen, die Verhandlungen aber in einer heiklen Phase, schrieb JPMorgan-Analyst Vincent Ayral kürzlich. Wahrscheinlich werde abgewartet, ob Russland nach dem Wartungsstillstand von Nord Stream 1 wieder Gas durch die Pipeline schickt.

Voraussichtlich noch bis 21. Juli wird die für Deutschland wichtige Pipeline Nord Stream 1 gewartet, sodass kein Gas mehr durch die Röhren unter der Ostsee fließt. Aber schon davor hatte der russische Staatskonzern Gazprom die Lieferungen auf 40 Prozent gedrosselt und dies mit einer fehlenden Turbine begründet. Die Bundesregierung hält dieses Argument für vorgeschoben und fürchtet, dass auch nach der Wartung kein Gas mehr durch Nord Stream 1 fließen wird.

Mitteilung

© dpa-infocom, dpa:220718-99-62411/4