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»Turbo für Propaganda«: Forscher warnt vor Bots wie ChatGPT

Nur wenige Monate nach seinem Start hat der Sprachroboter ChatGPT schon eine hohe Millionenzahl von Nutzern in aller Welt - und das ist erst der Anfang. Ein Experte auf dem Gebiet schlägt Alarm.

Chatbot ChatGPT
»Es bedarf keiner großen Science-Fiction, um anzunehmen, dass Sprachroboter der nächste Schritt in diesem Bereich sind«, warnt Experte Michael Osborne mit Blick auf Fehlinformationen und Propaganda. Foto: Karl-Josef Hildenbrand
»Es bedarf keiner großen Science-Fiction, um anzunehmen, dass Sprachroboter der nächste Schritt in diesem Bereich sind«, warnt Experte Michael Osborne mit Blick auf Fehlinformationen und Propaganda.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Der britische Experte Michael Osborne sieht in der rapiden Verbreitung des Sprachroboters ChatGPT und ähnlicher Programme große Gefahren und fordert eine rasche Regulierung. »ChatGPT wie auch andere Sprachroboter können zum Turbo für die Verbreitung von Fehlinformationen und Propaganda werden«, sagte der Wissenschaftler der Universität Oxford, der sich seit Jahren mit der Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigt, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

ChatGPT ist eine Anwendung, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz umfangreiche Antworten auf Texteingaben erstellt. Der Textroboter kann unter anderem in verschiedenen Sprachen Fragen beantworten, Texte zusammenfassen und bewerten, Gedichte oder auch Computerprogramme schreiben.

Gefahr liegt in der Personalisierung

Schon heute seien Bots, die Falschinformationen verbreiten, ein großes Problem, sagte Osborne, der als Professor für Maschinelles Lernen forscht. »Es bedarf keiner großen Science-Fiction, um anzunehmen, dass Sprachroboter der nächste Schritt in diesem Bereich sind.«

Es sei bereits erwiesen, dass diese Programme Hassreden produzieren könnten, selbst wenn ihre Schöpfer versuchten, sie davon abzuhalten. Besonders gefährlich mache die Künstliche Intelligenz dabei, dass mit ihr Personalisierung in großem Ausmaß möglich sei. »Die Sprach-Tools können ihre Botschaft auf bestimmte Gruppen zuschneiden, sogar auf bestimmte Personen.«

Der Forscher sieht daher dringenden Nachholbedarf in der Politik. »Der Status quo ist keiner, den wir fortsetzen wollen. Wir verlassen uns aktuell darauf, dass die Tech-Firmen sich selbst regulieren«, betonte er. »Die Regulierung von Künstlicher Intelligenz ist notwendig und drängend. Leider bewegen sich die Regulierer bislang nicht so schnell wie es angesichts des Tempos der Veränderung nötig wäre.«

Trotzdem großes Potenzial

Vor einem Ausschuss im britischen Unterhaus forderte Osborne kürzlich eine ähnliche Regulierung wie bei Kernwaffen, da er ähnliches Zerstörungspotenzial in der Technologie sieht. Trotz aller Warnungen sieht Osborne großes Potenzial in den Technologien: »Ich glaube fest daran, dass KI ein Werkzeug sein kann, das dem menschlichen Wohl dient.« So könnten zahlreiche Herausforderungen wie alternde Gesellschaften und die Wende hin zu klimaneutralen Gesellschaften durch die Tools unterstützt werden.

© dpa-infocom, dpa:230228-99-765252/5