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Tarifverhandlungen bei der Bahn: Erstes Angebot

Erst vor wenigen Monaten gab es einen Tarifkonflikt bei der Bahn, nun steht der nächste an. »Die Zeichen scheinen auf Sturm zu stehen«, so Claus Weselsky von der GDL. Ob ein Kompromiss gefunden wird?

Claus Weselsky
Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, fordert unter anderem eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich. Foto: Carsten Koall/DPA
Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, fordert unter anderem eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich.
Foto: Carsten Koall/DPA

In der ersten Tarifverhandlungsrunde mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat die Deutsche Bahn ein Angebot vorgelegt. Die Offerte beinhaltet eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten, wie der Konzern mitteilte.

Das entspreche im Volumen dem Tarifabschluss des öffentlichen Diensts des Bundes. Zudem hat die Bahn eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro in Aussicht gestellt.

»Mit einem derartigen Angebot gleich in der ersten Runde sind wir einen großen Schritt auf die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer zugegangen«, teilte Personalvorstand Martin Seiler mit. »Jetzt zeigt sich, ob die GDL wirklich an ernsthaften Verhandlungen interessiert ist.« Die GDL unter ihrem Chef Claus Weselsky fordert mindestens 555 Euro mehr pro Monat für die Beschäftigten. Bei der Laufzeit will die Gewerkschaft 12 Monate durchsetzen.

Auf eine Kernforderung der Gewerkschaft geht die Bahn in ihrem Angebot allerdings nicht ein: Die GDL will die Arbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich von 38 auf 35 Wochenstunden verkürzen. Die Bahn lehnt das als »nicht machbar« ab. »Die DB müsste allein 10 Prozent mehr Mitarbeitende einstellen, um diese Lücken zu schließen«, hieß es. »Und das bei einem historisch engen Arbeitsmarkt.«

Weselsky: Kompromisse sind immer möglich

GDL-Chef Claus Weselsky hatte vor Verhandlungsbeginn betont, dass es ohne einen Kompromiss in dieser Frage keine Einigung geben werde. »Ohne Arbeitszeitabsenkung wird es keine Tarifeinigung geben«, sagte er. »Die Zeichen scheinen auf Sturm zu stehen.« Und: »Damit es zum Streik kommt, muss die Arbeitgeberseite entweder gar kein Angebot machen oder ein schlechtes Angebot.«

Er signalisierte aber auch Kompromissbereitschaft. »Wir werden sehen, was am ersten Verhandlungstag kommt«, sagte er am Morgen in Berlin. Kompromisse seien immer möglich. Auch die geforderte Arbeitszeitabsenkung der Gewerkschaft für Schichtarbeiter könne in Schritten umgesetzt werden. »Streiks gibt es erst, wenn die Verhandlungen abgebrochen sind oder gescheitert.«

© dpa-infocom, dpa:231109-99-881100/4