Ungeachtet von Kritik aus Deutschland dringt die EU-Kommission auf deutlich weniger Pestizideinsatz in der Landwirtschaft. »Es ist durchaus möglich, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren, ohne die Ernteerträge oder die Qualität zu gefährden«, teilte die EU-Kommission auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Es gebe zahlreiche Beispiele und Studien, die zeigten, dass Landwirte den Einsatz von Pestiziden reduzieren und Geld sparen könnten, ohne dass dies Auswirkungen auf die Menge oder Qualität der Ernte habe.
Die entsprechenden Pläne hatte die EU-Kommission vor rund zwei Monaten vorgestellt, seitdem gab es immer wieder Kritik an dem Vorhaben. So hatte Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) gesagt, dies bedeute das Aus für viele Höfe in Niedersachsen. »Damit verabschieden wir uns von der Selbstversorgung durch die heimische Nahrungsmittelproduktion«, so die Politikerin. Sie erwarte eine deutliche Korrektur des Gesetzentwurfs. Dieser muss noch von den EU-Ländern und dem EU-Parlament beraten und verabschiedet werden.
Auch von Seiten der Bauern gibt es Protest. So sprach das Landvolk Niedersachsen jüngst davon, dass die Pläne der EU-Kommission die sichere Versorgung der Verbraucherinnen und Verbraucher mit Nahrungsmitteln gefährdeten. Die EU-Kommission hingegen sieht eher im bisherigen Einsatz der Chemikalien ein Risiko für die Ernährungssicherheit. »Weitermachen wie bisher gefährdet die natürlichen Ressourcen, unsere Gesundheit, das Klima und die Wirtschaft«, hieß es. Pestizide töteten etwa Bestäuber, die essenziell für die Landwirtschaft seien. In der EU gebe es bereits auf der Hälfte der Anbauflächen für Pflanzen, die von Bestäubern abhängig seien, ein Defizit der Tiere.
Hunderte Landwirte bei Protest in Bonn
Vor wenigen Tagen demonstrierten Landwirte mit rund 200 Traktoren in Bonn gegen das Vorhaben. Laut Polizei beteiligten sich rund 500 Menschen. Europaabgeordnete der Union äußerten Verständnis für den Protest. So kritisierte etwa der CDU-Politiker Norbert Lins, dass der Einsatz von Pestiziden in bestimmten Schutzgebieten ganz verboten werden solle.
In Deutschland sind nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit grob 950 Pestizide zugelassen, in denen gut 280 Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Die Mittel werden etwa gegen Insekten oder andere Tiere, Pilze oder Unkraut eingesetzt.
Bärbel Gerowitt von der Universität Rostock betont, dass die Herausforderung, weniger Chemikalien auf Feldern einzusetzen, nicht neu ist. »Der ganze Sektor hatte eigentlich 30 Jahre Zeit, sich an die Idee zu gewöhnen«, so die Professorin. Aus ihrer Sicht muss aber auch die Gesellschaft mitziehen. Demnach müssten sich Verbraucherinnen und Verbraucher umorientieren in dem, was sie kaufen können oder was sie für Lebensmittel bezahlen.
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