Die seit vergangenem Sommer zur Bekämpfung der Gaskrise reaktivierten Steinkohlekraftwerke sind allesamt weiterhin am Markt. Insgesamt kehrten bislang 14 Steinkohle-Kraftwerke und ein Mineralöl-Kraftwerk ans Netz zurück oder wurden nicht stillgelegt, wie aus einer Übersicht der Bundesnetzagentur hervorgeht. Es lägen keine Anzeigen hinsichtlich der vorzeitigen Beendigung des Markteinsatzes vor, sagte ein Behördensprecher auf Anfrage der dpa.
Eine Verordnung der Bundesregierung erlaubt den Stromverkauf aus Reservekraftwerken, die mit Steinkohle oder Öl befeuert werden, bis Ende März 2024. Ob sich die Stromproduktion für Kraftwerksbetreiber lohnt, hängt unter anderem von den aktuellen Strom-Großhandelspreisen ab. Mit der Maßnahme soll Erdgas aus dem Strommarkt verdrängt werden.
Ein Sprecher des Essener Energieunternehmens Steag Power bestätigte, dass das Unternehmen weiterhin mit seinen zurückgeholten oder weiterbetriebenen Steinkohlekraftwerken am Strommarkt aktiv ist. Diese Kraftwerke liefen zumeist rund um die Uhr. Je nach Stromnachfrage würden sie dabei zeitweise auch mit reduzierter Leistung gefahren, etwa wenn viel Wind- oder Sonnenstrom im Netz sei und zusätzlicher Kohlestrom für die Gewährleistung von Versorgungssicherheit nicht benötigt werde.
Welche Kohlekraftwerke sind wieder aktiv?
Auch die von Uniper temporär zurückgebrachten Kohlekraftwerke kommen zum kommerziellen Einsatz, wie ein Sprecher sagte. »Solange dies erforderlich und gesetzlich möglich ist, stehen diese Kraftwerke zur Verfügung.« Die Auslastung sei ganz wesentlich von den Marktbedingungen abhängig und könne sich entsprechend kurzfristig ändern, betonte er. Uniper will die Regelung Ende Mai noch für ein weiteres Kohlekraftwerk nutzen, das dann nicht in die Reserve gehen soll.
Das Steinkohle-Kraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln war im Sommer 2022 das erste Kraftwerk in Deutschland, das nach der neuen Verordnung wieder an den Markt zurückkehrte. Seitdem ist es am Strommarkt aktiv. Eine Stromerzeugung finde je nach Marktlage statt, sagte Geschäftsführer Armin Fieber. Dies werde von Tag zu Tag unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit neu entschieden. Geplant sei, das Kraftwerk bis Ende März 2024 am Markt teilnehmen zu lassen.
Auch fünf Braunkohleblöcke aus der sogenannten Versorgungsreserve durften befristet an den Markt zurückkehren. Die Erlaubnis gilt zunächst bis Ende Juni 2023.
Im vergangenen Jahr kam laut Statistischem Bundesamt ein Drittel des in Deutschland erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms aus Kohlekraftwerken (2021: 30,2 Prozent). Der Kohlestrom wurde zu rund 60 Prozent aus Braunkohle und zu rund 40 Prozent aus Steinkohle erzeugt. Der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung in Deutschland sank im vergangenen Jahr auf 11,4 Prozent (2021: 12,6 Prozent).
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