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Steigende Gasförderung - Kabinett will Vorsorge erhöhen

Wegen des Krieges in der Ukraine wird händeringend nach Alternativen zu russischem Gas und Öl gesucht. Die Bundesregierung will außerdem auch die Vorsorge bei Gasknappheit erhöhen.

LNG-Terminal-Anleger
In Wilhelmshaven entsteht ein LNG-Terminal. Mit dem verflüssigten Erdgas soll Deutschland unabhängiger von russischem Gas und Öl werden. Foto: Sina Schuldt
In Wilhelmshaven entsteht ein LNG-Terminal. Mit dem verflüssigten Erdgas soll Deutschland unabhängiger von russischem Gas und Öl werden.
Foto: Sina Schuldt

Die Eigenförderung von Erdgas in Deutschland hat im vergangenen Jahr ein wenig zugenommen - am langfristigen Trend eines Rückgangs ändert das aber vorerst nichts.

Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) bestätigim Kern Daten für 2021, welche die Rohstoffbranche Ende März bekanntgegeben hatte. Demnach stieg die Förderung von Erdgas im vorigen Jahr bundesweit leicht um 0,8 Prozent auf insgesamt etwa 5,7 Milliarden Kubikmeter. Die heimische Erdölgewinnung hingegen sank im Vergleich zu 2020 um 4,7 Prozent auf gut 1,8 Millionen Tonnen.

Künftig soll flüssiges Erdgas per Schiff kommen

In Niedersachsen sind fast alle noch laufenden deutschen Erdgas-Förderprojekte angesiedelt, beim Erdöl entfällt wegen des Nordseefelds Mittelplate auch ein großer Teil auf Schleswig-Holstein. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar suchen etliche Staaten händeringend nach Alternativen zu russischem Gas und Öl, noch ist die Abhängigkeit sehr hoch. Vielfach soll Pipelinegas dabei durch verflüssigtes Erdgas (LNG) ersetzt werden, das per Schiff etwa aus den USA oder Katar nach Europa transportiert werden kann.

In Deutschland sind Fördervolumina und -vorhaben schon seit einiger Zeit rückläufig. Die Branche hat sich angesichts der Diskussionen über die Energiesicherheit kürzlich aber wieder ins Spiel gebracht - zumindest kleinere Teile einer Importlücke könnten ihren Angaben zufolge mit aufgefangen werden. Auch 2019 hatte das hierzulande geförderte Erdgasvolumen laut dem Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) mit 6,1 Milliarden Kubikmetern noch höher gelegen. 5 Prozent des deutschen Verbrauchs ließen sich so sichern, hieß es.

42,2 Milliarden Kubikmeter sichere Erdgasreserven

Der BVEG hatte für 2021 von einem Gasfördervolumen von rund 5,2 Milliarden Kubikmetern gesprochen. Ein Grund für die Abweichung von den Behördendaten könnten verschiedenen Qualitäten oder Brennwerte der Gasgemische sein, die vorrangig aus Methan bestehen.

Die »Summe der sicheren und wahrscheinlichen Erdgasreserven« in Deutschland gab das Landesamt mit zuletzt 42,2 Milliarden Kubikmetern an - ein Minus von 2,3 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Beim Erdöl betrug der Rückgang über 16 Prozent auf noch 22,9 Millionen Tonnen.

Bundesregierung will Vorsorge erhöhen

Die Bundesregierung will die Vorsorge für den Fall einer Gasknappheit bei einem Stopp russischer Lieferungen erhöhen. Dazu soll eine bis zum 31. März 2024 befristete »Gasersatz-Reserve« aus stillgelegten Kohlekraftwerken eingerichtet werden. Das Kabinett stimmte entsprechenden Plänen zu, wie das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium mitteilt.

Kohle- oder Ölkraftwerke sollen demnach im Falle einer Gasmangellage kurzfristig und auf Abruf in den Markt zurückkehren können - um den Gasverbrauch in der Stromerzeugung deutlich verringern zu können. Gas trug 2021 laut Ministerium zu 15 Prozent zur Stromerzeugung bei, der Anteil dürfte in den ersten Monaten 2022 aber schon geringer sein. Außerdem soll die Bundesregierung im Fall einer Gasknappheit die Möglichkeit bekommen, die Stromerzeugung von Gaskraftwerken schnell zu verringern.

© dpa-infocom, dpa:220608-99-589533/2