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Sinkende Umsätze in der Fleischindustrie

Die Lebensmittelpreise kennen zurzeit nur eine Richtung: aufwärts. Mitten in der Grillsaison gibt es aber einen Lichtblick: Die Preise für Hackfleisch, Bratwurst und Steaks geraten ins Rutschen.

Nackensteak
Immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch. Foto: picture alliance
Immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch.
Foto: picture alliance

Überraschung im Kühlregal: Während die meisten Produkte im Supermarkt und beim Discounter immer teurer werden, geraten die Fleischpreise gerade ins Rutschen.

Der Discounter Aldi verbilligte am Montag zahlreiche Frischfleischprodukte vom gemischten Hackfleisch bis zum Rindersteak. Der Händler gebe damit sinkende Einkaufspreise an die Kundinnen und Kunden weiter und leiste einen Beitrag zur Abschwächung der Inflation, sagte ein Unternehmenssprecher im Namen von Aldi Nord und Aldi Süd in Essen. Zuvor hatte die »Bild«-Zeitung über die Preissenkung berichtet.

Auswirkungen auf übrigen Handel

Der Schritt von Aldi dürfte auch Auswirkungen auf große Teile des übrigen Handels haben. Denn nach wie vor orientieren sich viele Wettbewerber gerade im Preiseinstiegsbereich an dem Erfinder des Discounts. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka kündigte an: »Auch wir legen Wert auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und werden die Preise für einige Fleischprodukte in den kommenden Tagen an die neue Marktsituation anpassen.« Ähnlich äußerte sich der zum Edeka-Konzern gehörende Discounter Netto. Der Konkurrent Rewe erklärte: »Wir stehen laufend in Gesprächen mit unseren Lieferanten hinsichtlich Kostensituation und Marktentwicklung und geben mögliche Preissenkungen natürlich unmittelbar an unsere Kunden weiter.«

Die Preissenkungen machen sich gerade in der Grillsaison im Portemonnaie durchaus bemerkbar: Der Preis für 500 Gramm gemischtes Hackfleisch sank von 4,59 Euro auf 3,99 Euro. Bratwurst vom Schwein in der 400 Gramm-Packung verbilligte sich von 3,49 auf 2,99 Euro. Der Preis für ein Kilo Rindersteaks sank von 27,99 Euro auf 24,99 Euro.

Notwendige Entlastung

Allerdings können die Verbrauer eine Entlastung auch gut gebrauchen. Denn in den ersten fünf Monaten dieses Jahres hatte sich Fleisch nach Angaben des Statistischen Bundesamtes besonders kräftig verteuert. Im Mai 2022 war demnach Fleisch im Schnitt 16,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Die Preise für sämtliche Lebensmittel waren in diesem Zeitraum um 11,1 Prozent gestiegen.

Doch der Aufwärtstrend scheint jetzt erst einmal gebrochen zu sein. »Nachdem es Anfang des Jahres zunächst einen deutlichen Anstieg am Markt gab, sehen wir aktuell wieder sinkende Basispreise insbesondere bei Schwein«, berichtete Aldi. Das liege nicht zuletzt an den nach wie vor hohen Überkapazitäten in Deutschland.

Für die Überkapazitäten bei der Fleischproduktion gibt es eine ganze Reihe von Gründen. So ist der Fleischkonsum in Deutschland schon seit geraumer Zeit rückläufig. Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung lag er im vergangenen Jahr bei 55 Kilogramm. Zehn Jahre zuvor waren es pro Person und Jahr noch 7,8 Kilogramm mehr. Stattdessen boomt das Geschäft mit veganen und vegetarischen Fleischersatzprodukten.

Nachfrage lässt auf sich warten

Außerdem verdirbt offenbar die hohe Inflation vielen Menschen aktuell die Lust am Wurst, Koteletts und Steaks. »Die Nachfrage kommt trotz des guten Grillwetters noch nicht so richtig in Schwung«, beobachtete jedenfalls der Agrar-Informationsdienst AMI. Nach einer vor wenigen Wochen veröffentlichten, repräsentativen Forsa-Umfrage haben 42 Prozent der Menschen in Deutschland ihren Fleisch- und Fisch-Konsum reduziert, um sparsamer zu kochen.

Außerdem leidet das früher florierende Exportgeschäft der deutschen Fleischindustrie nach wie vor unter dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest.

Unter dem Strich verlor die Fleischindustrie in Deutschland im vergangenen Jahr weitere Umsätze. Die größeren Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten machten noch 40,6 Milliarden Euro Umsatz. Das waren 8,8 Prozent weniger als im Jahr 2020 und sogar 11,2 Prozent weniger als im Rekordjahr 2019, wie das Statistische Bundesamt berichtete.

© dpa-infocom, dpa:220704-99-899591/5