Logo
Aktuell Wirtschaft

Signa-Gründer Benko zum Rückzug aus Holding bereit?

Zur Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers Benko gehören Luxusimmobilien und Warenhäuser. Zuletzt ist Signa in den Schlagzeilen geraten. Nun steigt der Druck auf den Selfmade-Milliardär.

Signa-Gründer Benko
René Benko, Unternehmer aus Österreich, ist unter Druck. Foto: Georg Hochmuth/DPA
René Benko, Unternehmer aus Österreich, ist unter Druck.
Foto: Georg Hochmuth/DPA

Der österreichische Signa-Gründer René Benko ist nach Darstellung eines Miteigentümers der mit Problemen kämpfenden Immobilien- und Handelsholding zu einem drastischen Schritt bereit. Der Milliardär habe signalisiert, sich als Vorsitzender aus dem Beirat der Signa Holding GmbH zurückzuziehen, sagte der österreichische Industrielle und Holding-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner dem Radiosender Ö1.

Außerdem sei der 46-jährige Benko grundsätzlich bereit, seine Stimmrechte einem Sanierer mit weitreichenden Befugnissen zu übertragen, sagte Haselsteiner.

Zuvor hatten Medien berichtet, dass sich Gesellschafter der Immobilienholding Signa gegen Benko wenden. Haselsteiner sagte über Forderungen der Miteigentümer, »dieser Wunsch wurde von René Benko grundsätzlich positiv beantwortet, und seine Bereitschaft ist evident«. Benko wünsche sich jedoch, dass die Mitgesellschafter zur Sanierung der Signa-Gruppe beitragen. Verhandlungen dazu könnten laut Haselsteiner noch dauern.

Benko galt in Österreich lange als Vorzeige-Unternehmer und Selfmade-Milliardär, der schon während seiner Schulzeit als Teenager mit der Renovierung von Dachböden begann. Heute gehören zu seinen Beteiligungen prestigeträchtige Objekte wie das Chrysler Building in New York oder der im Bau befindliche Elbtower. Die Immobilien-Branche insgesamt hat inzwischen jedoch angesichts gestiegener Zinsen und höherer Materialkosten zu kämpfen.

Bauunterbrechung beim Elbtower in Hamburg

In Hamburg wächst wegen einer Bauunterbrechung beim Milliardenhochhaus Elbtower der politische Druck auf den Projektentwickler Signa Real Estate, der zur Signa-Holding gehört. Der in das Projekt involvierte Vermögensverwalter Commerz Real ist laut einem Sprecher mit Signa und der ausführenden Baufirma im Gespräch, »um rasch eine Lösung zu finden« und den Bau bald wieder voranzutreiben. Die Signa-Gruppe selbst gibt seit Wochen gegenüber Medien keine Stellungnahmen ab.

Haselsteiner bestätigte, dass die Gesellschafter der Signa Holding GmbH Benko gebeten hätten, den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigten einzusetzen. Geiwitz war unter anderem durch das Insolvenzverfahren der zu Signa gehörenden Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekannt geworden. Er hat nach Darstellung eines Sprechers des Wirtschafts- und Steuerberaterbüros SGP Schneider Geiwitz & Partner vor einigen Tagen einen entsprechenden Beratungsauftrag von Signa erhalten. Aktuelle Aufgabe von Geiwitz sei es, »sich einzuarbeiten und einen Überblick über die Unternehmensgruppe zu gewinnen«.

Reinhard Houben, der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, warnte angesichts der Entwicklungen bei Signa vor einer »Verödung deutscher Innenstädte«. »Jetzt muss für die Zukunft sichergestellt werden, dass die Immobilien von Signa, die häufig die Filetstücke in deutschen Innenstadtlagen sind, vernünftig weitergenutzt werden«, sagte er.

Erst kürzlich hatte Signa Sports United (SSU) Insolvenz angemeldet. Die als niederländische Firma eingetragene SSU ist Mutterfirma mehrerer Internet-Sportartikelhändler. Zuvor hatte die Signa Holding eine Finanzierungszusage von 150 Millionen Euro für SSU zurückgezogen. Anfang Juni hatte die Signa-Gruppe das operative Geschäft der österreichischen Möbelgruppe Kika/Leiner verkauft. Der große Möbelhändler meldete kurz darauf Insolvenz an. »Ein zweites Kika/Leiner soll verhindert werden«, begründete Haselsteiner in der Zeitung »Der Standard« die Rückzugs-Forderungen der Investoren.

© dpa-infocom, dpa:231103-99-814317/2