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Schwebendes Haus: Airbnb setzt auf Ausgefallenes

Eine Nacht im Ferrari-Museum oder einer Nachbildung des fliegenden Hauses aus »Oben«: Airbnb will mehr als eine Plattform für gewöhnliche Unterkünfte sein. Doch zunächst werden das nur wenige erleben.

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Eine besondere Übernachtung: Airbnb hat das schwebende Haus aus dem Animationsfilm »Oben« nachgebaut. Foto: Andrej Sokolow/DPA
Eine besondere Übernachtung: Airbnb hat das schwebende Haus aus dem Animationsfilm »Oben« nachgebaut.
Foto: Andrej Sokolow/DPA

Airbnb-Chef Brian Chesky will die Unterkünfte-Plattform im Wettbewerb mit der Hotel-Branche stärker auf außergewöhnliche Erlebnisse ausrichten. In der neuen Rubrik »Ikonen« werden in der App unter anderem Übernachtungen im Ferrari-Museum und in dem von Airbnb nachgebauten schwebenden Haus aus dem Animationsfilm »Oben« präsentiert - samt mehr als 8000 Ballons über dem Dach.

Airbnb wolle damit zeigen, dass man mehr als Software könne. Zugleich werde der Dienst auch weiterhin darauf fokussiert bleiben, Unterkünfte für günstigere Reisen anzubieten.

Die »Ikonen«-Erlebnisse sind kostenlos oder kosten weniger als 100 Dollar pro Nacht. Airbnb sehe das vorerst als Investition in die Marke, sagte Chesky. Nur relativ wenige werden in den Genuss kommen: In diesem Jahr werde Airbnb voraussichtlich etwa 4000 »goldene« Tickets dafür vergeben - buchstäblich goldfarbene Souvenir-Tickets wie in »Charlie und die Schokoladenfabrik«. Chesky vergleicht es mit einer Haute-Couture-Kollektion in einem Modehaus, die nicht für alle gedacht sei, aber »sie verkauft den Traum«. Zugleich sei sein Plan, mit der Zeit ausgefallene Erlebnisse für alle anbieten zu können. »Jede der Ikonen verkauft ein bisschen Magie«, sagte Chesky. In einem Jahr wolle Airbnb konkreter zeigen, wie man das mit dem Alltag verbinden könne.

Bei den aktuell elf »Ikonen« soll aus der Masse an Interessenten zunächst eine Gruppe nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Dann wird Airbnb entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Die Bewerber müssen beschreiben, warum das Erlebnis sie interessiert.

Airbnb griff für die ersten »Ikonen« tief in die Tasche. Das Bett im Ferrari-Museum im italienischen Maranello steht in einem Halbkreis aus acht Formel-1-Rennwagen. Das Haus aus »Oben« ist ein exakter Nachbau bis hin zur Inneneinrichtung, die mit Original-Skizzen des Animationsstudios Pixar zu großen Teilen in Handarbeit erstellt wurde. Da auch tausende Ballons kein 18 Tonnen schweres Haus in die Luft heben können, wurde ein Kran besorgt, der sonst beim Aufbau von Windrädern zum Einsatz kommt. Und das Gebäude musste strukturell verstärkt werden, damit es in der Luft hängen kann. Schweben wird es allerdings nur, wenn keine Gäste in ihm sind. Airbnb baute sogar zwei Häuser: eins am eigentlichen »Ikonen«-Standort im Bundesstaat New Mexico und eins für die Präsentation in Los Angeles.

Übernachtung bei Ikea und im Barbie-Haus

Chesky sieht die Erlebnisse zum Anfassen auch als Gegengewicht zum digitalen Überfluss - insbesondere in einer Zeit, in der mit KI-Programmen alle möglichen Bilder erzeugt werden können. Airbnb hatte zuvor bereits Übernachtungen bei Ikea, in der letzten Filiale der Videoverleih-Kette Blockbuster sowie in einem zum Barbie-Haus umgebauten Gebäude in Malibu angeboten. Letzteres sei auch der Anstoß gewesen, solche Erlebnisse zu einer festen Kategorie zu machen, sagte Chesky. »Das Barbie-Haus löste mehr Interesse als unser Börsengang aus.« Darin habe man ein Zeichen gesehen.

Als zweite Neuerung für den Sommer will Airbnb mit neuen Funktionen Gruppenreisen reibungsloser machen. Unter anderem können alle Teilnehmer einer Reise künftig in einem gemeinsamen Chat mit dem Gastgeber kommunizieren. Für die Planung gibt es Wunschlisten und die Möglichkeit, über Unterkünfte abzustimmen. Bisher habe man den Nutzern die Organisation gemeinsamer Reisen unnötig schwer gemacht, räumte Chesky ein. Dabei machen Gruppenreisen laut Airbnb gut 80 Prozent der Buchungen aus.

Aufschwung in der Corona-Pandemie

Die Plattform erlebte einen Aufschwung in der Corona-Pandemie, weil viele Menschen die Homeoffice-Zeit nutzten, um von anderswo zu arbeiten. Zugleich betont Airbnb, dass man noch viel Raum für Wachstum habe: Auf einen über die Plattform vermittelten Aufenthalt kämen neun in Hotels.

Die Regeln für Airbnb in vielen Städten, die unter anderem verhindern wollen, dass Kurzzeit-Vermietung erschwinglichen Wohnraum verdrängt, sieht Chesky konstruktiv. »Ich will alles ändern, was der Allgemeinheit missfällt«, versicherte er. Vor allem in Europa sei der sogenannte Übertourismus ein Problem - aus seiner Sicht allerdings nur, weil zu viele Menschen gleichzeitig an dieselben Orte reisten. Airbnb versuche, die Touristen-Ströme mit verschiedenen Kategorien an unterschiedliche Orte zu lenken.

© dpa-infocom, dpa:240502-99-885965/2