Der Mainzer Spezialglashersteller Schott steht mit dem geplanten Börsengang seiner Pharma-Sparte in den Startlöchern. »Der Vorstand der Schott AG wird das zeitnah mit uns und den Beratern diskutieren und im Frühjahr entscheiden«, sagte Andreas Reisse, CEO von Schott Pharma, der Deutschen Presse-Agentur.
Die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen seien geschaffen. »Das Hauptthema bei einem Börsengang ist das Timing.« Anfang 2023 sei die Stimmung am Aktienmarkt deutlich positiver als im vergangen Jahr. 2022 galt wegen des Ukraine-Kriegs, der rasant gestiegenen Inflation und der Leitzinserhöhungen als schwieriges Jahr für Börsengänge.
Schott Pharma stellt Spritzen aus Glas und Spezialkunststoff, Ampullen und Fläschchen für den Medizinbereich her. Anders als das Pharmaunternehmen Biontech, das nur wenige Kilometer von Schott entfernt seinen Hauptsitz hat, würde Schott Pharma nicht in New York, sondern in Frankfurt/Main an die Börse gebracht werden. »Das liegt nahe für Schott als deutsches Unternehmen mit Hauptsitz in Mainz«, betonte der 61-Jährige.
Kräftigen Rückenwind erhalten die Börsenpläne von den jüngsten Geschäftszahlen. In dem erstmals vorgelegten Bericht als eigenständige Sparte verzeichnete Schott Pharma im vergangenen Geschäftsjahr nach vorläufigen Zahlen ein Umsatzwachstum von 27 Prozent auf 821 Millionen Euro. Das operative Ergebnis legte sogar um 33 Prozent auf 219 Millionen Euro zu, wie aus den der dpa am Donnerstag vorliegenden Zahlen hervorgeht.
Wichtiger US-Markt im Fokus
Schott Pharma profitiert nach eigenen Angaben vor allem vom starken Wachstum des Marktes für Medikamente, die per Injektion verabreicht werden. Im wichtigen Markt USA handele es sich bei mehr als der Hälfte aller neu zugelassenen Medikamente um injizierbare Produkte. »Wir wachsen schneller als der Markt und erwarten, dass das so bleiben wird«, sagte Reisse. Das für das Unternehmen relevante Marktsegment wachse um sieben bis acht Prozent pro Jahr.
Die Mutter Schott AG hat angekündigt, dass sie mindestens 70 Prozent an ihrer Tochter behalten will. »Wir wollen Teil von Schott bleiben«, betonte Reisse. »Eine starke Mutter im Hintergrund ist gut für uns.« Die Ausgliederung bringe Schott Pharma etwas mehr Freiheit und Dynamik. »Und wir haben einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt und zu Finanzierungsmöglichkeiten als unter dem Stiftungsmodell der Schott AG.«
Rund 4700 Mitarbeiter weltweit
Die Schott AG gehört zu 100 Prozent der Carl-Zeiss-Stiftung mit Sitz im baden-württembergischen Heidenheim und im thüringischen Jena. Schott hatte im vergangenen August sein Pharma-Geschäft ausgegliedert. Weltweit arbeiten rund 4700 Menschen für Schott Pharma. In Deutschland hat das Unternehmen neben dem Hauptsitz Mainz einen wichtigen Produktionsstandort im badischen Müllheim.
Schott-Pharma finanziert sein Wachstum nach eigenen Angaben heute komplett aus eigenen Mitteln. »Der bessere Zugang zum Kapitalmarkt durch den Börsengang wird vor allem interessant, wenn wir einmal eine Akquisition ins Auge fassen«, sagte Reisse. Konkret habe man derzeit kein Unternehmen im Blick, beobachte aber immer den Markt. »Und wenn es einmal eine gute Möglichkeit gibt, sind wir bereit.«
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